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− | Der D. Z. gelang es nicht, abgesehen von einem unbedeutenden Wähleranhang im westlichen Niedersachsen, sich über Nordrhein-Westfalen hinaus auszudehnen. Die Mitgliederzahl (1947: ca. 54 000) der überalterten, nach Honoratiorenart geführten und von ständigen Flügelkämpfen durchzogenen Partei sank seit Anfang der 1950er Jahre rasch. J. Brockmann (MdB 1949–1957) als Parteivorsitzender und H. Wessel (MdB seit 1949) hatten 1949 im | + | Der D. Z. gelang es nicht, abgesehen von einem unbedeutenden Wähleranhang im westlichen Niedersachsen, sich über Nordrhein-Westfalen hinaus auszudehnen. Die Mitgliederzahl (1947: ca. 54 000) der überalterten, nach Honoratiorenart geführten und von ständigen Flügelkämpfen durchzogenen Partei sank seit Anfang der 1950er Jahre rasch. J. Brockmann (MdB 1949–1957) als Parteivorsitzender und H. Wessel (MdB seit 1949) hatten 1949 im [[Parlamentarischer Rat|Parlamentarischen Rat]] das GG ([[Grundgesetz (GG)|Grundgesetz]]) wegen des darin fehlenden Elternrechts abgelehnt ([[Elternrecht]]). Die D. Z. erhielt bei der ersten Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 1947 9,8 % der Wählerstimmen (bei der zweiten 1950 noch 7,5 %) und war im ersten Deutschen [[Bundestag]] (1949) mit zehn Abgeordneten vertreten. Im zweiten Bundestag verfügte sie nur noch, und auch nur mit Hilfe eines Wahlbündnisses mit der CDU, mit 0,8 % der Wählerstimmen über zwei Mandate. Die D. Z. verblieb in Opposition zur Außen- und Wirtschaftspolitik der von K. Adenauer geführten Bundesregierungen und fiel dem Konzentrationsprozess zu den Volksparteien zum Opfer. Seit 1957 war sie nicht mehr im Bundestag vertreten, seit 1958 nicht mehr im Landtag von Nordrhein-Westfalen und seit 1959 auch nicht mehr in dem von Niedersachsen. Dort war ihr Stimmenanteil von 4,1 % (1947) über 3,3 % (1951) auf 1,1 % (1955) gesunken. |
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− | Repräsentanten der D. Z. gehörten 1946–1958 der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen an – am längsten Rudolf Amelunxen, der 1946/47 (damals noch parteilos) als erster Ministerpräsident amtierte – und 1947–1953 der von Niedersachsen an. Seit Anfang der 1950er Jahre besaß die D. Z. keine überregionale Bedeutung mehr. Versuche, 1956/57 mit der Bayernpartei über ein Fraktionsbündnis („Föderalistische Union“) zu einer „Christlichen Volkspartei“ zu gelangen, scheiterten ebenso wie die von 1965 zu einer Fusion mit der Saarländischen Volkspartei. In den 60er Jahren, im Zuge der gesellschaftlichen | + | Repräsentanten der D. Z. gehörten 1946–1958 der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen an – am längsten Rudolf Amelunxen, der 1946/47 (damals noch parteilos) als erster Ministerpräsident amtierte – und 1947–1953 der von Niedersachsen an. Seit Anfang der 1950er Jahre besaß die D. Z. keine überregionale Bedeutung mehr. Versuche, 1956/57 mit der Bayernpartei über ein Fraktionsbündnis („Föderalistische Union“) zu einer „Christlichen Volkspartei“ zu gelangen, scheiterten ebenso wie die von 1965 zu einer Fusion mit der Saarländischen Volkspartei. In den 60er Jahren, im Zuge der gesellschaftlichen [[Säkularisierung]], nahm die geringe Zahl der Mandatsträger der D. Z. in den Kommunalparlamenten auch in den kleineren Landgemeinden weiter ab. Ein „spezifischer Geschichtsbezug“ (Aschoff 2014: 91) konnte den Niedergang der katholischen Regionalgruppierungen nicht aufhalten. Die Mehrzahl ihrer Mitglieder und Anhänger wechselte zur CDU, im Ruhrgebiet eine Minderheit zur SPD. 1968 entfielen auf die gemeinsamen Listen von D. Z. und von Resten der Saarländischen Volkspartei im Bundesmaßstab 0,0 % der Stimmen. |
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Aktuelle Version vom 14. November 2022, 05:54 Uhr
Im Sommer 1945 suchten frühere Parlamentarier der D. Z. aus Westfalen und dem nördlichen Rheinland die traditionsreiche, 1933 aufgelöste Partei gleichen Namens im Zuge der von den westlichen Besatzungsmächten erlaubten (Neu-)Gründungen von Parteien wieder ins Leben zu rufen. Eine weitere Hochburg lag in den katholischen Gebieten des westlichen Niedersachsens (Südoldenburg), vornehmlich im Kreis Vechta. Hingegen unterstützten die weitaus meisten ehemaligen Politiker der untergegangenen D. Z., insb. deren prominenteste, so auch Heinrich Brüning aus seinem Exil in den USA, die CDU wegen ihrer interkonfessionellen Ausrichtung.
Am 14.10.1945 gründeten frühere katholische Zentrumspolitiker in Soest, in Anknüpfung an das „Soester Programm“ der Zentrumspartei von 1870, eine neue D. Z. Zu ihnen gehörten der frühere Generalsekretär im Rheinland und Mitglied des Reichsrats, Wilhelm Hamacher, der zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde, und die ehemaligen Abgeordneten des Preußischen Landtags Johannes Brockmann und Helene Wessel. Von ihrem Programm verstand sich die D. Z. als „christliche Partei der schöpferischen Mitte und des sozialen Ausgleichs“. Ihre Zielsetzung beruhte, wie bald deutlich wurde, auf einer Fehleinschätzung der neuen politischen und kirchlichen Situation, die nicht zu einer Aufspaltung in ein konservativ-christliches und ein linkssozialistisches Lager führte. Starke Kräfte mit dem aus dem Exil in Großbritannien zurückgekehrten Carl Spiecker, seit 1946 2. Vorsitzender, drängten darauf („Essener Richtung“), die D. Z. im Sinne der britischen Labour-Partei als weltanschaulich-neutrale Kraft links von der Union anzusiedeln.
Demgegenüber erstrebte die traditionalistisch und föderalistisch ausgerichtete Mehrheit der D. Z. eine Verwirklichung der christlichen Sozialordnung im Sinne der Katholischen Soziallehre. Sie blieb auch in ihren kirchen- und kulturpolitischen Postulaten konfessionellen Zielsetzungen verhaftet, so denen nach der Wiedererrichtung von Konfessionsschulen und einer entsprechenden Lehrerausbildung. Durch Uneinigkeit über die zu erstrebende mehr oder weniger enge Verbindung des politischen und religiösen Bereichs sowie über das Verhältnis zur CDU geriet die Partei in zunehmenden inneren Widerspruch, zumal nachdem Fusionsverhandlungen mit der Union, die deren Vorsitzender Konrad Adenauer befürwortet hatte, gescheitert waren. Daraufhin traten zahlreiche führende Persönlichkeiten zur CDU über, darunter 1949 C. Spiecker (Vorsitzender 1949/50), der 1950 dem 2. Kabinett Karl Arnold in Düsseldorf angehörte. Die neue Vorsitzende H. Wessel (ab 1949) wechselte 1953 zur Gesamtdeutschen Volkspartei und 1957 zur SPD. Den Vorsitz übernahm erneut J. Brockmann (bis 1969). Ihm folgte (bis 1974) Gerhard Ribbeheger.
Der D. Z. gelang es nicht, abgesehen von einem unbedeutenden Wähleranhang im westlichen Niedersachsen, sich über Nordrhein-Westfalen hinaus auszudehnen. Die Mitgliederzahl (1947: ca. 54 000) der überalterten, nach Honoratiorenart geführten und von ständigen Flügelkämpfen durchzogenen Partei sank seit Anfang der 1950er Jahre rasch. J. Brockmann (MdB 1949–1957) als Parteivorsitzender und H. Wessel (MdB seit 1949) hatten 1949 im Parlamentarischen Rat das GG (Grundgesetz) wegen des darin fehlenden Elternrechts abgelehnt (Elternrecht). Die D. Z. erhielt bei der ersten Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 1947 9,8 % der Wählerstimmen (bei der zweiten 1950 noch 7,5 %) und war im ersten Deutschen Bundestag (1949) mit zehn Abgeordneten vertreten. Im zweiten Bundestag verfügte sie nur noch, und auch nur mit Hilfe eines Wahlbündnisses mit der CDU, mit 0,8 % der Wählerstimmen über zwei Mandate. Die D. Z. verblieb in Opposition zur Außen- und Wirtschaftspolitik der von K. Adenauer geführten Bundesregierungen und fiel dem Konzentrationsprozess zu den Volksparteien zum Opfer. Seit 1957 war sie nicht mehr im Bundestag vertreten, seit 1958 nicht mehr im Landtag von Nordrhein-Westfalen und seit 1959 auch nicht mehr in dem von Niedersachsen. Dort war ihr Stimmenanteil von 4,1 % (1947) über 3,3 % (1951) auf 1,1 % (1955) gesunken.
Repräsentanten der D. Z. gehörten 1946–1958 der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen an – am längsten Rudolf Amelunxen, der 1946/47 (damals noch parteilos) als erster Ministerpräsident amtierte – und 1947–1953 der von Niedersachsen an. Seit Anfang der 1950er Jahre besaß die D. Z. keine überregionale Bedeutung mehr. Versuche, 1956/57 mit der Bayernpartei über ein Fraktionsbündnis („Föderalistische Union“) zu einer „Christlichen Volkspartei“ zu gelangen, scheiterten ebenso wie die von 1965 zu einer Fusion mit der Saarländischen Volkspartei. In den 60er Jahren, im Zuge der gesellschaftlichen Säkularisierung, nahm die geringe Zahl der Mandatsträger der D. Z. in den Kommunalparlamenten auch in den kleineren Landgemeinden weiter ab. Ein „spezifischer Geschichtsbezug“ (Aschoff 2014: 91) konnte den Niedergang der katholischen Regionalgruppierungen nicht aufhalten. Die Mehrzahl ihrer Mitglieder und Anhänger wechselte zur CDU, im Ruhrgebiet eine Minderheit zur SPD. 1968 entfielen auf die gemeinsamen Listen von D. Z. und von Resten der Saarländischen Volkspartei im Bundesmaßstab 0,0 % der Stimmen.
Literatur
H.-G. Aschoff: Programmatik und Geschichtsbezug niedersächsischer Regionalparteien, in: NdsJb, Bd. 86 (2014), 71–91 • M. Göb: Wiedergründung und Entwicklung des Zentrums nach 1945 unter besonderer Berücksichtigung seiner Gruppierungen in den Landtagen von Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen sowie im Bundestag (1946–1958), 2006 • G. Hoyer: Nichtetablierte christliche Parteien, 2001 • H.-G. Aschoff: CDU und Zentrumspartei in Niedersachsen nach 1945, in: M. Buchholz u. a. (Hg.): Nationalsozialismus und Region, 1997, 368–379 • U. Schmidt: Zentrum oder CDU, 1987 • J. Nietfeld: Die Zentrumspartei, 1985 • M. Rowold: Im Schatten der Macht, 1974 • H. G. Wieck: Die Entstehung der CDU und die Wiedergründung des Zentrums im Jahre 1945, 1953.
Empfohlene Zitierweise
R. Morsey: Deutsche Zentrumspartei, Version 08.06.2022, 09:10 Uhr, in: Staatslexikon8 online, URL: https://www.staatslexikon-online.de/Lexikon/Deutsche_Zentrumspartei (abgerufen: 27.11.2024)