Weltwirtschaftsordnung

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Der Begriff W. beinhaltet „als formelles und informelles System die Abkommen, Vereinbarungen, Vorschriften und Gesetze zwischen den verschiedenen Staaten sowie die internationalen Konferenzen, um vor allem einen störungsfreien Weltwirtschaftsverkehr aus Waren, Dienstleistungen und Kapital zu gewährleisten und den Wohlstand aller Nationen zu erhöhen“ (Pollert/Kirchner/Pollert 2016: 246 f.). Die Dringlichkeit zum Aufbau internationaler Ordnungsstrukturen für die Weltwirtschaft wird spätestens nach der Weltwirtschaftskrise von 1929–33 und dem Zweiten Weltkrieg deutlich. Als deren wichtigste Elemente fungieren der 1945 gegründete IWF, die International Bank for Reconstruction and Development (IBRD) von 1944, die das Herzstück der Weltbankgruppe bildet, sowie die WTO, die 1994 auf der Uruguayrunde des 1947 abgeschlossenen GATT gegründet wurde. Zur W. gehörte auch das System von Bretton Woods (1944–1973). WTO, Weltbank und IWF haben „als zentrale Institutionen der heutigen Weltwirtschaftsordnung […] den sogenannten Washingtoner Konsens organsiert, der bis Ende der 1990er Jahre freiem Kapital- und Warenfluss Vorrang vor allen anderen wirtschaftspolitischen Zielen einräumte“ (Scherrer 2011: 212).

Die konkrete Ausformung der W. ist immer wieder starker Kritik ausgesetzt. So führte bspw. die Finanzmarktkrise (2007–09) zu Forderungen nach Erneuerung der W. Doch schon seit den 1960er Jahren wird unter dem Stichwort „Neue W.“ eine grundsätzliche Debatte um die Reform der W. geführt. Kritiker wiesen darauf hin, dass die bisherige W. zu ungerechten Strukturen führe, die insb. die Entwicklungsländer systematisch benachteiligen würden. Dabei standen sich seitens der Industrieländer marktwirtschaftlich orientierte Vertreter und auf Seiten der Länder des globalen Südens Verfechter von staatlicher Wirtschaftssteuerung und vermehrter internationaler Solidarität gegenüber. Diese Diskussion, die vor dem Hintergrund des Nord-Süd-Konflikts entstand, wurde in den letzten Jahrzehnten um ökologische Fragen (Nachhaltigkeit, Nachhaltigkeitsziele) und um die Geltung von Good Governance (Governance) erweitert. Die wirtschaftliche Globalisierung und ihre W. scheinen jedoch kein Selbstläufer zu sein. Gefahren wie das neuerliche Aufkommen der Idee des Protektionismus, Pandemien oder die wirtschaftliche Konkurrenz zwischen den USA und China können die dringende Weiterentwicklung der W. empfindlich behindern.