Volksverein für das katholische Deutschland

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Der als Laieninitiative (Laie) entstandene V. bestand von 1890 bis 1933. Auf dem Höhepunkt der Entwicklung (1914) hatte die von Mönchengladbach aus geleitete Verbandsorganisation 805 909 Mitglieder, darunter 60 000 Vertrauensmänner. Der Frauenanteil betrug 5,2 % (1928: 22,9 %); der räumliche Schwerpunkt der Organisation lag im rheinisch-westfälischen Industriegebiet. Programmatisch beruhte die Schulung der Vereinsmitglieder und der Führungskräfte des politischen und sozialen Katholizismus auf der von den Päpsten initiierten katholischen Soziallehre in Abgrenzung zum atheistischen Sozialismus. Auch nach dem Untergang der Monarchie unterstützte der V. die angesichts von Dauerkrisen weitgehend unpopuläre Zentrumspolitik (Zentrum). Seit 1922 waren die Mitgliederzahlen rückläufig (1928: 417 288; 1932: 330 017). Der Ausbau konkurrierender katholischer Spezialorganisationen, interkonfessioneller Gewerkschaften oder Parteien, die der V. bisher gefördert hatte, entzog ihm allmählich die Mitgliederbasis. Die Abkehr von der sozialpolitischen Aktion (Sozialpolitik) und die von den Vordenkern August Pieper und Anton Heinen maßgeblich betriebene Hinwendung zur „Gesinnungsreform“ und „intensiven Volksbildung“ in kleinen Arbeitsgemeinschaften fand nur mäßigen Anklang. Noch verhängnisvoller erwies sich 1928 der finanzielle Zusammenbruch des vielgestaltigen Volksvereins-Konzerns. Eine Reorganisation wurde unumgänglich. Die Vereinsleitung suchte eine stärkere Anbindung an die kirchliche Hierarchie (Katholische Aktion). Der V. blieb aber weiterhin ein kirchlich empfohlener privater Verein, dessen Vorstand jedoch zu einem Drittel aus Vertretern katholischer Verbände (Katholische Organisationen) bestand. Neben die Defensive gegenüber Gottlosen- und Feuerbestattungspropaganda, Bolschewismus und Nationalsozialismus trat als weitere neue Aufgabe die Konkretisierung des von Pius XI. empfohlenen berufsständischen Neubaus von Wirtschaft und Gesellschaft (Berufsständische Ordnung). In Verkennung des totalitären NS-Regimes versuchte der V. seit März 1933 zunächst, durch loyale Kooperation seine Existenz zu sichern. Die dann beabsichtigte Neukonstituierung als Katholischer Deutscher Volksbund ließ sich nicht mehr verwirklichen. Im Zuge der zentral gesteuerten Polizeiaktion vom 1.7.1933 wurde der V. aufgelöst. Versuche nach 1945, den V. wiederzubeleben, blieben angesichts des beschleunigten Gestaltwandels innerhalb des deutschen Katholizismus ohne Erfolg.