Wechselkurs

1. Definitionen

Der W. ist der relative Preis zweier Währungen, d. h. ihr Austauschverhältnis auf dem Devisenmarkt. Zahlt man 0,80 Euro, um einen US-Dollar zu erhalten, ist der W. in der sog.en Preisnotierung aus Sicht Europas als

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definiert. Man kann dies umgekehrt ausdrücken und den Preis eines Euros in Dollar-Einheiten messen; das ist die (in vielen Medien und in diesem Beitrag im Weiteren verwendete) sog.e Mengennotierung.

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Ist man an der durchschnittlichen Preisentwicklung der nationalen Währung im Vergleich zu mehreren Auslandswährungen interessiert, so fasst man die Veränderungen der bilateralen Kurse in einem Index zusammen, der als effektiver W. bezeichnet wird; in diesen Index gehen die einzelnen Fremdwährungen mit unterschiedlichen Gewichten ein, die die Bedeutung des bilateralen Handelsvolumens mit den jeweiligen Ländern messen.

Veränderungen von W.en werden als Auf- bzw. Abwertung bezeichnet. Ausgehend vom obigen Kurs bedeutet eine Erhöhung des W.es auf 1,30 Dollar/Euro eine Aufwertung des Euros (d. h. eine Abwertung des Dollars); die Wertsteigerung des Euros zeigt sich daran, dass er gegen eine größere Anzahl an Dollars getauscht wird. Umgekehrt drückt ein Absinken des Kurses auf 1,20 Dollar/Euro eine Euro-Abwertung aus.

2. Wechselkurseffekte

Die gesamtwirtschaftlichen Konsequenzen dieser W.-Änderungen werden mit der Umrechnung zwischen Inlands- und Auslandspreisen (P bzw. PAusland) über den W. deutlich:

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Ein Produkt, in Europa für 100 Euro hergestellt und in den USA bisher zum Preis von 125 Dollar verkauft, würde nach der Euro-Aufwertung mit 130 Dollar angeboten. Damit geht der Absatz in den USA preisbedingt zurück. Halten die Exportproduzenten am alten Auslandspreis fest, realisieren sie nicht länger 100 Euro, sondern nur

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Das bedeutet niedrigere Stückgewinne oder Verluste. Auch in diesem Fall werden Exportproduktion und Beschäftigung in Europa sinken.

Wertet der Euro dagegen ab, könnte der Angebotspreis auf 120 Dollar verbilligt werden. Deshalb würde der Absatz zunehmen. Bei unverändertem Auslandspreis steigt dagegen der Euro-Erlös auf 104,17 Euro, was höhere Stückgewinne einbringt. Beide Varianten wirken expansiv auf europäische Exporte.

Bei konstanten Produktionskosten ist demnach eine Aufwertung (Abwertung) ungünstig (günstig) für Produktion und Beschäftigung. Umgekehrt profitieren Konsumenten von der Aufwertung, weil sie ausländische Produkte im Inland und Tourismusreisen ins Ausland verbilligt; die Abwertung verteuert dagegen u. a. die Importgüter Heizöl und Benzin. W.-Änderungen haben somit gegenläufige Konsequenzen für die wirtschaftspolitischen (Wirtschaftspolitik) Ziele Beschäftigung und Wohlfahrt (d. h. Güterversorgung).

Der W. beeinflusst in Verbindung mit den Preisrelationen zwischen In- und Ausland die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Landes. Diese lässt sich durch den Index des realen W.es messen:

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Eine nominale Aufwertung, aber auch ein steigendes Inlandspreisniveau erhöht den realen W. und belastet die preisliche Wettbewerbsfähigkeit. Umgekehrt bewirken steigende Auslandspreise für sich genommen eine reale Abwertung und begünstigen den heimischen Export.

3. Wechselkurserklärungen: Kaufkraftparität

Gemäß der Theorie der Kaufkraftparität passt sich der nominale W. so an, dass Veränderungen der nationalen Preisniveaus ausgeglichen werden. Der reale W. und damit die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaften bleiben so konstant. Dieser Sachverhalt lässt sich normativ, d. h. als wirtschaftspolitisches Ziel, oder aber positiv, d. h. als Erklärung tatsächlicher Kursbewegungen, verstehen.

Im letztgenannten Fall ist anzunehmen, dass Devisenmarkttransaktionen allein aus dem internationalen Güterhandel resultieren. Kommt es in einem Land zu (stärkeren) Preissteigerungen, so sinkt seine Konkurrenzfähigkeit: Seine Exporte gehen zurück, die Importe nehmen zu. Das so entstehende Handelsbilanzdefizit bewirkt eine Überschussnachfrage nach Fremdwährung zur Bezahlung der Nettoimporte; anders ausgedrückt: Es besteht ein Überschussangebot der Inlandswährung. Daraus resultiert eine Abwertung, die so lange anhält, bis die dadurch verbesserte Wettbewerbsfähigkeit wieder zu einem Handelsbilanzgleichgewicht führt. Dann stimmen Devisenangebot und -nachfrage überein und der W. ist (wieder) konstant.

Bei homogenen Gütern folgt die Kaufkraftparität aus dem Gesetz des einheitlichen Preises auf dem internationalen Gütermarkt: Werden solche Güter in zwei Währungsräumen gehandelt, müssen ihre Preise – ausgedrückt in einem gemeinsamen Standard – gleich sein, weil ansonsten Arbitragegeschäfte lohnend werden. Der W. ist dann gleich dem Verhältnis der Auslands- und Inlandspreise:

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Gibt es daneben auch heterogene (und auch nicht international gehandelte) Güter, so ist statt der absoluten die relative Kaufkraftparität zu erwarten. Hier entspricht die Aufwertungsrate des W.es der Differenz zwischen aus- und inländischer Inflationsrate:

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Empirisch lässt sich die Kaufkraftparität nur für lange Fristen bestätigen. Dabei wirkt aber auch eine umgekehrte Kausalität: Preise (und Löhne) passen sich aus Wettbewerbsgründen an W.-Veränderungen an.

4. Wechselkurserklärungen: Zinsparität

Im Vergleich zu Zahlungen aus dem Güterhandel haben internationale Kapital- und Finanzbewegungen heute einen größeren Anteil an den Devisenmarktgeschäften und damit größeren Einfluss auf den W. Gemäß einer plausiblen Hypothese fließen Kapitalanlagen in Länder mit relativ höheren Zinsen. Dabei besteht jedoch das Risiko, dass nach Beendigung der Investitionsphase beim Rücktausch von Anlagesumme und Zinsertrag in die Inlandswährung ein Kursverlust im Vergleich zum Anlagezeitpunkt hingenommen werden muss. Dies führt zur Gleichgewichtsbedingung der Zinsparität: Der Zins auf Auslandsanlagen iAusland muss im Vergleich zum Inlandszins höher sein, um den Anleger für das Risiko einer künftig erwarteten Abwertung der Auslandswährung (d. h. einer erwarteten Aufwertung der Inlandswährung) zu entschädigen.

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Erwartet man, dass der Euro in Relation zum Dollar innerhalb des kommenden Jahres um 3 % aufwertet, so müsste bei einem Dollar-Zins von 5 % im Euro-Raum ein Zins von 2 % geboten werden.

Fällt der Euro-Zins unter diesen Wert, erscheinen Finanzanlagen in den USA profitabler: Es kommt zu Kapitalexport, der ihn begleitende Tausch von Euro gegen Dollar bewirkt unmittelbar eine Euro-Abwertung. Umgekehrt würde eine Zinssteigerung in der Euro-Zone auf einen Wert über 2 % einen Dollar-Zustrom und eine sofortige Euro-Aufwertung auslösen.

Nach der Zinsparität bewirken demnach steigende (fallende) Inlandszinsen eine unmittelbare Aufwertung (Abwertung) der Inlandswährung. Die empirische Überprüfung dieser Theorie gestaltet sich schwierig, weil die für die Zukunft erwarteten Kursänderungen seitens der Marktakteure nicht eindeutig sind und sich rasch ändern können. Im Unterschied zur Theorie der Kaufkraftparität macht die Theorie der Zinsparität keine Aussage zum Niveau, sondern zur Veränderungsrate des W.es.

5. Wechselkurssysteme

Bei flexiblen W.en greift die Politik im Prinzip nicht in den Devisenmarkt ein. Durch endogene Kursanpassungen wird eine gewisse Abkoppelung von ausländischen Konjunktur- und Inflationseinflüssen erreicht. Allerdings können von den Weltfinanzmärkten ausgehende Störungen nominale und reale W.e verzerren. In einem Fixkurssystem ist die nationale Zentralbank verpflichtet, den W. über die Beeinflussung der Kapitalbewegungen mittels Zinspolitik konstant zu halten. Die Geldpolitik ist dadurch bei der Stabilisierung der Binnenwirtschaft behindert.