Konzentrationslager
Zur Terrorisierung seiner Gegner errichtete das NS-Regime (Nationalsozialismus) 1933/34 eine Vielzahl von Haftstätten, in denen es bald einige zehntausend Menschen gefangen hielt. Der Terror zu Beginn ist Ausdruck der Tatsache, dass eine autoritäre Diktatur errichtet wurde, aber nicht notwendigerweise die geplante Vorstufe eines umfassenden KZ-Systems. Erst 1934, mit der Ernennung von Heinrich Himmler zum Leiter des preußischen Geheimen Staatspolizeiamtes sowie der Ermordung Ernst Julius Günther Röhms markiert eine Zäsur: H. Himmler hatte sich in der Auseinandersetzung um die Verfügungsmacht über die Politische Polizei und die Lager gegenüber der rivalisierenden SA und gegen die neu eingesetzten Länderchefs und Gauleiter durchsetzen können. So ging er nun daran, die Politische Polizei im gesamten Reichsgebiet zu vereinheitlichen – ebenso wie die bestehenden Haftstätten. Das Modell der Lagerbeherrschung hatte Theodor Eicke 1933 in Dachau entwickelt. Zudem schuf H. Himmler die Inspektion der Konzentrationslager (IKL), die sich zur zentralen Verwaltungsinstanz für die KZ entwickelte. Einzig über die Einweisung und Entlassung entschied nicht die IKL, sondern die Politische Polizei.
Die Phase von 1934 bis 1936 ist gekennzeichnet durch die Auflösung bzw. Reorganisation der bestehenden Lager. Im Sommer 1936, mit der Ernennung H. Himmlers zum „Chef der deutschen Polizei“, dem Dritten Gestapo-Gesetz und der Zusammenführung von Politischer Polizei und Kriminalpolizei unter dem Dach der „Sicherheitspolizei“ kam die Zentralisierung zum Abschluss. Nun waren die Lager dem Einfluss der traditionellen Behörden entzogen. Innerhalb eines Jahres ließ H. Himmler die Lager, die bereits der IKL unterstanden, auflösen, da sie sich in Anbetracht seiner Planungen als zu klein erwiesen. Im Sommer 1937 waren alle Lager (mit der Ausnahme Dachaus) aufgelöst oder endgültig an andere Institutionen (etwa an die Gestapo oder die Justiz) abgegeben worden.
Von 1936 bis Kriegsbeginn wurden fünf KZ errichtet: Sachsenhausen, Buchenwald, Flossenbürg, Mauthausen und Ravensbrück; Dachau wurde erheblich erweitert. Nicht nur der gemeinsame Entstehungszeitraum, das organisatorische Dach der IKL sowie das Bestreben der SS-Führung, ausschließlich diese Lager als „KZ“ bezeichnet zu wissen, rechtfertigt es, die KZ von den bisherigen Haftstätten abzugrenzen und sie als Teil eines Systems zu begreifen. Alle KZ waren nach dem Vorbild des Dachauer Modells innerlich gleichartig strukturiert. Zudem waren alle Häftlinge der gleichen „Lagerordnung“ unterworfen, die durch den Versuch charakterisiert ist, den Terror durch Normierung zu systematisieren. Darüber hinaus war der Ausbau des KZ-Systems seit 1936 eng verknüpft mit den Kriegsvorbereitungen. H. Himmler gelang es, die bewaffneten SS-Verbände zum „zweiten Waffenträger der Nation“ aufzubauen. Auch die SS-Totenkopfverbände, die die KZ-Wachtruppen stellten, ließ er zu einem militärischen Verband umformen. Nicht zuletzt ist der Wandel der Verfolgung anzuführen. Innerhalb der Gestapo-Führung hatte sich Mitte der 1930er-Jahre das Prinzip der „rassischen Generalprävention“ (Herbert 1998) durchgesetzt. Die Verhaftungswellen der Jahre 1937 und 1938, die in erster Linie „Kriminelle“ und „Asoziale“ betrafen, zeigen, dass das sozialrassistische und rassebiologische Gegnerkonzept nun verstärkt Eingang in die Praxis der Verfolgungsbehörden fand. Durch die Ausweitung der Gegnerdefinition und die massenhafte Verhaftung von „Kriminellen“ und „Asozialen“ wuchs die Zahl der KZ-Häftlinge erheblich an. Sie erreichte mit dem Novemberpogrom 1938 kurzfristig einen Höchststand. Die Verschleppung von etwa 27 000 Juden für etwa sechs bis acht Wochen in die KZ Dachau, Sachsenhausen sowie Buchenwald und ihre barbarische Behandlung dienten in erster Linie dazu, den Druck auf die jüdische Bevölkerung zu erhöhen, aus Deutschland auszuwandern. Die Zusammensetzung der Häftlingsgesellschaft veränderte sich seit 1937/38 grundlegend. Die SS passte die Mittel der Lagerbeherrschung an, differenzierte etwa das „Winkelsystem“ weiter aus. Die unterschiedlich farbigen „Winkel“ klassifizierten die Gefangenen und wiesen sie, für SS und Mithäftlinge eindeutig sichtbar, einer bestimmten Gruppe zu. Die systematische Kategorisierung erwies sich als zentrales Herrschaftsinstrument, denn durch die Spaltung in Teilgruppen verlagerte die SS den Terror in die Häftlingsgesellschaft hinein. Diesem Zweck diente auch die Übertragung bestimmter Verwaltungsaufgaben an ausgewählte Gefangene, die sogenannten Kapos oder Funktionshäftlinge.
Zudem ist seit 1937/38 von einer verstärkten Ausbeutung der KZ-Häftlinge auszugehen. Hatte der Arbeitseinsatz zunächst in vollkommen sinnlosen Beschäftigungen bestanden oder dem Lageraufbau gedient, setzte die SS unter Verwaltungschef Oswald Pohl die Häftlinge nun für ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen ein. Die Umsetzung eines umfassenden gesellschaftsbiologischen und rassistischen (Rassismus) Konzeptes in die Praxis der Verfolgungsbehörden erwies sich als Einschnitt. Nicht mehr ausschließlich politische Gegner des NS-Regimes sahen sich nun von KZ-Haft bedroht, sondern auch gesellschaftliche Gruppen, die aus sozialhygienischen oder rassistischen Gründen dauerhaft „verwahrt“ werden sollten; bereits in der Frühphase hatten diese bis zu einem Drittel der Gefangenen gestellt. An beiden Intentionen, der Verfolgung der politischen wie der „rassischen“ Gegner des Staates und der „Volksgemeinschaft“, hielt das NS-Regime bis zu seinem Zusammenbruch fest.
Mit Kriegsbeginn expandierte das KZ-System. In der ersten Kriegshälfte eröffnete die IKL fünf neue KZ: Auschwitz, Neuengamme, Natzweiler, Groß-Rosen und Majdanek (zudem das KZ Niedernhagen bei Paderborn und das SS-Sonderlager Hinzert im Hunsrück, die jedoch eine Sonderstellung einnahmen). Auschwitz diente zunächst dem Zweck, die deutsche Herrschaft über Polen durchzusetzen. Auch Neuengamme, Groß-Rosen und Natzweiler hatten eine ähnliche Funktion, lagen sie doch in Randbezirken des Deutschen Reiches und sollten das Grenzgebiet sichern. Zudem bot H. Himmler an, Baustoffe für das geplante NS-Städtebauprogramm zu liefern, sodass die Auswahl der KZ-Standorte auch davon abhing, ob Steinbrüche oder Tonvorkommen in der Nähe lagen. In kurzer Zeit stieg die Zahl Gefangenen weiter an: von etwa 21 000 im August 1939 auf rund 110 000 im September 1942. Dies ist v. a. auf die Verhaftung von Bewohnern der durch die Wehrmacht besiegten Staaten zurückzuführen. Die nichtdeutschen Gefangenen stellten einen erheblichen Prozentsatz, sodass bei Kriegsende nur etwa 10 % aller KZ-Häftlinge Deutsche waren.
Das Jahr 1941 markierte eine qualitativ neue Stufe des Terrors. Nun fanden erstmals systematische Massenmordaktionen statt, die das gesamte KZ-System durchzogen. Die erste Aktion richtete sich gegen die kranken und schwachen KZ-Häftlinge („Aktion 14 f 13“), die die SS in den überfüllten KZ zunehmend als „Last“ empfand, die zweite gegen die als „russische Kommissare“ klassifizierten sowjetischen Kriegsgefangenen. Dem ersten Mordprogramm fielen mindestens 6 500 KZ-Häftlinge zum Opfer, zudem erschoss die Lager-SS mehr als 30 000 „politische Kommissare“. Im Zusammenhang mit der Erprobung der Tötungsverfahren kam es auch zur „Erfindung“ der Gaskammer in Auschwitz.
Auschwitz wurde 1941 enorm erweitert. H. Himmler hatte im Sommer 1941 mit dem „Generalplan Ost“ Entwürfe zu einem bevölkerungs- und raumpolitischen Gesamtplan erstellen lassen. Die Siedlungspläne wurden durch ein umfangreiches Bauprogramm, das „vorläufige Friedensbauprogramm“, ergänzt. Aus diesem Grunde entschied H. Himmler, Stutthof, ein in der Nähe von Danzig errichtetes Lager, der IKL zu unterstellen, und ließ seit Oktober 1941 zwei neue gigantische Lagerkomplexe errichten, in denen sowjetische Kriegsgefangene untergebracht werden sollten, die ebenfalls als Arbeitskräfte für das Siedlungsprogramm vorgesehen waren: die „Kriegsgefangenenlager der Waffen-SS“ Majdanek und Birkenau. Beide unterstanden der IKL, Majdanek als selbständiges KZ, Birkenau blieb bis 1943 als Außenlager dem KZ Auschwitz zugeordnet. Von den rund 27 000 sowjetischen Kriegsgefangenen, die die Wehrmacht im Herbst 1941 an die SS auslieferte, lebten im Frühjahr 1942 nur noch etwa 5 000.
Als sich im Winter 1941/42 abzeichnete, dass sich der Krieg gegen die Sowjetunion weiter hinziehen würde, musste H. Himmler das „vorläufige Friedensbauprogramm“ fallenlassen. An seine Stelle trat die Orientierung auf den Rüstungssektor, dessen Bedeutung innerhalb der NS-Führung rapide zunahm. Aus machtpolitischem Kalkül beabsichtigte H. Himmler die KZ, die scheinbar über ein unerschöpfliches Potential an Gefangenen verfügten, in ein Arbeitskräftereservoir für die Kriegswirtschaft umzustrukturieren. Im September 1942 legten Adolf Hitler, H. Himmler und Albert Speer fest, dass KZ-Häftlinge an Rüstungsunternehmen vermietet und in eigens eingerichteten Außenlagern untergebracht werden sollten. Erst jetzt, im Winter 1942/43, eröffnete die IKL in größerem Umfang Außenlager.
Für die nichtjüdischen KZ-Häftlinge begann nun die Durchsetzung der institutionalisierten Zwangsarbeit bei privaten oder staatlichen Rüstungsbetrieben. Im Winter 1942/43 übergab Reichsjustizminister Otto Georg Thierack etwa 12 000 sogenannte Sicherungsverwahrte an H. Himmler zur „Vernichtung durch Arbeit“. Zudem fanden großangelegte Razzien und Verhaftungsaktionen statt, die sich v. a. gegen Zwangsarbeiter richteten. Binnen kurzer Zeit verdoppelte sich die Zahl der KZ-Insassen nahezu: von rund 110 000 Häftlingen im September 1942 auf 203 000 im April 1943.
Die Umstrukturierung des KZ-Systems in ein Arbeitskräftereservoir der Kriegswirtschaft bedeutete allerdings nicht, dass die Überlebenschancen stiegen. Die Chance zu überleben war im Wesentlichen abhängig von der jeweiligen Stellung im Arbeitseinsatz. Ingesamt führten die propagierte Umstrukturierung und der tatsächliche Einsatz eines großen Teils der Häftlinge als Zwangsarbeiter zur Verschlechterung der Haftbedingungen. Dies galt nur für eine Minderzahl der Gefangenen an der Spitze der Häftlingshierarchie nicht, sowie für diejenigen, von deren beruflicher Qualifikation die SS profitierte. Diesen Gruppen – den meist deutschen Funktionshäftlingen sowie der sich langsam herausbildenden Schicht der Häftlingsfacharbeiter, die eine qualifizierte Arbeit ausübten – räumte die SS bessere Arbeits- und damit Lebensbedingungen ein.
Zudem ist das KZ-System in der zweiten Kriegshälfte nicht ausschließlich durch die Versuche charakterisiert, die Zwangsarbeit durchzusetzen. Neben den überwiegend im „Altreich“ gelegenen KZ entwickelten sich Auschwitz-Birkenau und Majdanek im gleichen Zeitraum zu Vernichtungsstätten des Holocaust (Shoa). Die Gleichzeitigkeit von Zwangsarbeit und Völkermord, die sich bereits 1941 abgezeichnet hatte, kennzeichnet das KZ-System in der zweiten Kriegshälfte. Beide Faktoren standen nicht im Widerspruch zueinander, denn sie betrafen unterschiedliche Verfolgtengruppen: Juden einerseits, nichtjüdische KZ-Häftlinge andererseits.
Eine letzte Ausweitung des KZ-Systems erfolgte im Sommer 1943. Nun übernahm O. Pohl die jüdischen Ghettos und „Zwangsarbeitslager für Juden“ des „Reichskommissars Ostland“, das Gestapo-Gefängnis in Warschau sowie im Januar 1944 das „Zwangsarbeitslager für Juden“ in Krakau und wandelte diese in die selbständigen KZ Riga, Kaunas, Vaivara, Warschau und Plaszow um. Zudem errichtete er im Januar 1943 in den besetzten Niederlanden das KZ Herzogenbusch. Damit bestanden seit Sommer 1943 20 selbstständige KZ-Hauptlager. Die nun neu errichteten KZ wiesen allerdings hinsichtlich der inneren Struktur, der Zusammensetzung der Häftlingsgruppen sowie des Personals nur bedingt Ähnlichkeiten mit den im Inneren des Deutschen Reiches gelegenen KZ auf.
Das letzte Kriegsjahr zeichnete sich durch einen erneuten Anstieg der Zahl der Gefangenen (im Sommer 1944: 524 286; im Januar 1945: knapp 715 000) wie der eröffneten Nebenlager (über 500) aus. Die Versuche des NS-Regimes, die sich abzeichnende Niederlage mit allen Mitteln abzuwenden, begleitet von immer drängenderen Forderungen der Kriegsindustrie nach Arbeitskräften, führten zu einer erneuten Ausweitung der Verhaftungspraxis. Der Rückzug der deutschen Truppen ging mit Razzien und Verhaftungswellen einher, nun auch in West- und Nordeuropa. Die Nachfrage nach Arbeitskräften hatte zudem zur Folge, dass das seit 1942 verfolgte Prinzip, das Reichsgebiet „judenfrei“ zu machen, im Frühjahr 1944 aufgegeben wurde. Einen Teil der ungarischen Juden, die in den deutschen Machtbereich gerieten, nahm man von der unmittelbaren Vernichtung aus und überstellte sie von Auschwitz aus in die KZ im Reich. Zudem ließ O. Pohl seit Sommer 1944 die KZ im Baltikum, in denen nahezu ausschließlich Juden inhaftiert waren, Richtung Westen räumen. Aufgrund dieser beiden Ereignisse gelangten binnen kurzer Zeit mehrere zehntausend jüdische Häftlinge ins Deutsche Reich und die dort bestehenden KZ, was zu einer dramatischen Überfüllung führte. Die drastische Verknappung der Ressourcen, die mit einer Ausweitung von Misshandlungen und der Zwangsarbeit einherging, führte in den KZ zu einem Massensterben bislang unbekannten Ausmaßes. Innerhalb des KZ-Systems formten sich nun verschiedene Lagerformen aus, denen jeweils eine unterschiedliche Funktion zukam: Zu nennen sind das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, die KZ-Stammlager, das Netz der Außenlager, die „KZ der Verlagerungsprojekte“ und die „Sterbelager“.
Zwischen Frühjahr und Spätherbst 1944 erreichte der Völkermord in Auschwitz-Birkenau einen furchtbaren Höhepunkt: In wenigen Wochen tötete die SS 350 000 ungarische Juden, die im „Theresienstädter Familienlager“ untergebrachten Menschen, die Häftlinge des „Zigeunerlagers“ sowie die nach Birkenau deportierten Insassen des Ghettos in &Lpolns;ódz. Die KZ-Stammlager verzeichneten einen nochmaligen Wachstumsschub und entwickelten sich zu Auffang- und Durchgangslagern, zu Verteilerstationen in die angeschlossenen Außenlager. Immer mehr KZ-Insassen hielt die SS in den Nebenlagern gefangen. Dort bestanden höchst unterschiedliche Haft- und Arbeitsbedingungen, und einige Außenlager entwickelten sich zu umfangreichen Komplexen mit oft mehreren tausend Häftlingen. Durch die Expansion des Außenlagersystems büßten die KZ zudem einen zentralen Kontrollmechanismus ein: die (intendierte) Abschottung von der Außenwelt. Zahlreiche Nebenlager bestanden inmitten von Städten, Dörfern oder Industriebetrieben, die Häftlinge arbeiteten mit anderen Zwangsarbeitern, zivilen Vorarbeitern und deutschen Meistern zusammen. Dies galt auch für die „KZ der Verlagerungsprojekte“, die der Verlagerung ganzer Produktionsanlagen der Raketen-, Flugzeug- und Rüstungsindustrie in bombengeschützte Gebiete oder Räume dienten. Eines dieser KZ, Mittelbau-Dora, wurde im Oktober 1944 in den Rang eines eigenständigen KZ-Hauptlagers erhoben, andere nicht minder gigantische Komplexe blieben als Außenlager einem nahe gelegenen Hauptlager zugeordnet. Die Hälfte der etwa 480 000 KZ-Häftlinge, die die SS Ende des Jahres 1944 als „arbeitsfähig“ einstufte, leistete Zwangsarbeit für private Industriebetriebe, die andere Hälfte war in den Verlagerungsprojekten und bei Bauvorhaben der „Organisation Todt“ eingesetzt. In allen KZ-Hauptlagern (und auch in den meisten Außenlagerkomplexen) bestanden 1944 zudem Zonen der Verelendung – Orte, an denen neueingelieferte oder „abgearbeitete“, kranke und vollkommen geschwächte KZ-Häftlinge dem Tod überlassen wurden. Nur ein einziges „Sterbelager“ wurde in den Rang eines eigenständigen KZ erhoben: Bergen-Belsen.
Die Räumung der KZ, die sich durch ungeheure Brutalität und immense Todeszahlen auszeichnete, erfolgte in drei Etappen: von April bis September 1944, von Mitte Januar bis Mitte Februar 1945 sowie von Ende März bis Ende April 1945. Die Gesamtzahl der in den Konzentrations- und Vernichtungslagern der IKL bzw. des SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamts getöteten Menschen (also einschließlich der in Auschwitz und Majdanek ermordeten Juden) liegt bei über 1,7 Mio. Die Mehrzahl der KZ-Opfer kam in der zweiten Kriegshälfte um. Betrachtet man nur die KZ (klammert also die Vernichtungslager des SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamts aus), so ist zudem hervorzuheben, dass die meisten Toten nicht durch direkte Mordaktionen ums Leben kamen, sondern aufgrund der katastrophalen Haftbedingungen.
Literatur
N. Wachsmann: KL. Die Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, 2016 • W. Benz/B. Distel (Hg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, 9 Bde., 2005–09 • K. Orth: Das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Eine politische Organisationsgeschichte, 1999 • U. Herbert: Von der Gegnerbekämpfung zur „rassistischen Generalprävention“. „Schutzhaft“ und Konzentrationslager in der Konzeption der Gestapo-Führung 1933–1939, in: ders./K. Orth/C. Dieckmann (Hg.): Die nationalsozialisitischen Konzentrationslager, Bd. 1, 1998, 60–86.
Empfohlene Zitierweise
K. Orth: Konzentrationslager, Version 08.06.2022, 09:10 Uhr, in: Staatslexikon8 online, URL: https://www.staatslexikon-online.de/Lexikon/Konzentrationslager (abgerufen: 03.12.2024)