Geisteswissenschaften
1. Begriff
Unter G. wird eine Gruppe wissenschaftlicher Disziplinen verstanden, die sich vornehmlich mit Erzeugnissen des menschlichen Geistes in ihren historischen und gesellschaftlichen Kontexten befasst. Bzgl. der Zugehörigkeit einzelner Disziplinen zu den G. besteht nicht in allen Fällen Konsens unter den betroffenen Wissenschaftlern; zudem unterliegt das Verständnis der G. selbst einem historischen Wandel. Auf den bes.n wissenschaftlichen Status der menschengemachten kulturellen Praxis hat bereits im 18. Jh. Giambattista Vico aufmerksam gemacht. Nach der Ablösung des Kanons von vier fachlich definierten Fakultäten (philosophische, theologische, juristische, medizinische) in der Universität des 19. Jh. galten die Naturwissenschaften auf der einen und die G. auf der anderen Seite als die beiden maßgeblichen Gruppen der Grundlagenwissenschaften neben den berufsbezogenen Fakultäten. In dieser institutionellen und theoretischen Formierungsphase der modernen Wissenschaft sind die G. wesentlich in Abgrenzung von den Naturwissenschaften verstanden worden. Reagiert wurde damit auch auf Versuche, die als nicht exakt verstandenen Wissenschaften in ein naturwissenschaftlich geprägtes Wissenschaftsverständnis zu integrieren. Maßgebliche theoretische Impulse für die Konstitution der G. stammen aus wissenschaftstheoretischen Reflexionen von Vertretern der philosophischen Schule des Neukantianismus (Wilhelm Windelband, Heinrich Rickert), Wilhelm Dilthey sowie von bedeutenden Fachwissenschaftlern aus unterschiedlichen, sich teils gerade formierenden Disziplinen (August Boeckh, Johann Gustav Droysen, Hermann Ludwig Ferdinand von Helmholtz, Wilhelm Wundt). Bis in die Gegenwart wirksame Begriffsprägungen sind die Unterscheidung von Gesetzes- und Ereigniswissenschaften mit „nomothetischer“ bzw. „ideographischer“ Methode, generalisierender Natur- und individualisierender, wertbezogener Kulturwissenschaft und die Unterscheidung von Erklären und Verstehen als Aufgaben der unterschiedenen Wissenschaftsbereiche. Im 20. Jh. haben sich aus den Naturwissenschaften als große Gruppe die Technik- oder Ingenieurwissenschaften und aus den G. die Sozial- oder Gesellschaftswissenschaften entwickelt. Ein wichtiger Impuls für die Selbstverständigung der G. ging Mitte des 20. Jh. von Hans-Georg Gadamer aus, der traditionelle, mehr oder weniger ausdrücklich als eine Art Wissenschaftstheorie der G. angelegte Ansätze der Hermeneutik aufnahm und kontextsensitive Verstehensprozesse über die Auslegung von Texten hinaus universalisierte. Nach dem heute geläufigen Verständnis gehören zu den G. die Geschichtswissenschaften, die Philologien, die kulturbezogenen Regional- und Altertumswissenschaften, die Theologien, die Religionswissenschaft, große Teile der Philosophie, die Ethnologie sowie die Kunst- und Musikwissenschaften; innerhalb der Erziehungswissenschaften und der Sprachwissenschaften zählen sich große Teile der Fächer zu den G.; der methodische Zugang spricht auch für eine Zuordnung der Rechtswissenschaft. Seit Aufkommen des Begriffs G. im 19. Jh. wird er aus verschiedenen Gründen (Unschärfe, Missverständlichkeit, mangelnde internationale Anschlussfähigkeit) kritisiert, hat sich aber bis heute als dominante Bezeichnung der beschriebenen Fächergruppe gegen Alternativvorschläge (v. a. Kulturwissenschaften, gelegentlich auch Humanwissenschaften) halten können. Aus der Gesamtheit der dem Menschen zugänglichen materiellen und immateriellen Phänomene, Gegenstände, Prozesse, Verhaltensweisen und Wirkzusammenhänge befassen sich die G. insb. mit immaterieller, sprachlich verfasster, auf Verständnis und Orientierung zielende Auseinandersetzung mit der Welt, mit „Sinn-Produktion“ und Fragen nicht-materieller Lebensbewältigung. In Abgrenzung von den Naturwissenschaften gehören in einem weiten Sinn Artefakte, Phänomene und Praktiken, die der Kultur zugerechnet werden, zum Gegenstandsbereich. Die Frage nach spezifisch geisteswissenschaftlichen Methoden kann für die Gesamtheit der G. trotz mannigfacher Klärungsversuche nicht als beantwortet gelten. Sie ist eng mit der wissenschaftstheoretischen Frage nach einer genauen Charakterisierung der G. verknüpft und lässt sich nicht in gleicher Weise isoliert beantworten wie für große Teile der anderen Wissenschaftsbereiche. Dessen ungeachtet leisten Beschreibungen und Abgrenzungen der G. als auf Verstehen (in Abgrenzung von Erklären), Orientierung und Interpretation zielende Wissenschaften einen wichtigen Beitrag zur wissenschaftstheoretischen Einordnung der G. in die Gesamtheit der Wissenschaften. Methodische Zugänge sind entspr. das dichte Beschreiben, Interpretieren, Kontextualisieren und die Reflexion nach wissenschaftlichen, also auf intersubjektive Nachvollziehbarkeit zielenden, Standards.
2. Charakteristika
Weil die Fächergruppe der G. sich aus inhaltlich und methodisch heterogenen Disziplinen zusammensetzt, bleibt eine genauere, systematisch angelegte Charakterisierung auf einem relativ abstrakten Niveau und ist zudem nicht trennscharf bzgl. der Anwendbarkeit auf einzelne den G. zugerechnete Fächer. Ein dem naturwissenschaftlichen Gesetzesbegriff vergleichbares Leitprinzip fehlt in den G. Innerhalb der allg.en Wissenschaftstheorie wird auf die Spezifika der G. bislang kaum Bezug genommen; die entspr.e Begriffsarbeit steht erst am Anfang. Mit zunehmender fachlicher Differenzierung innerhalb der Wissenschaft und damit einer für die Gesamtheit wissenschaftlichen Wissens steigenden Komplexität bedürfen die G. als Disziplinengruppe nach wie vor eines gemeinsamen begrifflichen Fundaments. Zugl. stellt sich die Frage, ob nicht die im Folgenden näher umrissenen Charakteristika der G. auch für eine zeitgemäße wissenschaftstheoretische Beschreibung der Wissenschaft insgesamt von Nutzen sein können und damit dem latent drohenden Auseinanderfallen der verschiedenen Segmente der Wissenschaft entgegenwirken.
a) Historizität: Geisteswissenschaftliche Forschungsgegenstände sind in spezifischen geschichtlichen Kontexten situiert und nur im Zusammenhang mit diesen angemessen zu analysieren. Ihre Bindung an den historischen Kontext erfordert Sensibilität für die komplexen Verflechtungen von Kontext und eigentlichem Untersuchungsgegenstand und schränkt die Vergleichbarkeit von Forschungsgegenständen ein. Die Bindung an geschichtlich spezifische Konstellationen gilt auch für die geisteswissenschaftliche Forschung selbst, deren Analyserahmen aus (forschungs-)geschichtlichen Konstellationen heraus entwickelt wird.
b) Dialogizität/Intersubjektivität: Gegenstände der geisteswissenschaftlichen Forschung zeichnen sich durch ihre hohe Sprachgebundenheit sowie dadurch aus, dass sie auf Dialog und intersubjektiven Austausch hin angelegt sind. Geisteswissenschaftliche Forschung nimmt daher oftmals einen Kommunikationsstrang auf, der vom Forschungsgegenstand ein Stück weit vorkonfiguriert wird – sei es als Interpretation oder als ordnende Zusammenschau schriftlichen Materials. Intersubjektive Überprüfbarkeit nach disziplinären methodischen Standards ist auch für geisteswissenschaftliche Forschung als Beitrag zur Wissenschaft maßgeblich.
c) Spezifizität: Der Zugang geisteswissenschaftlicher Forschung zum Gegenstand lässt sich beschreiben als Herausarbeiten einer jeweils speziellen oder für eine Gruppe von Gegenständen charakteristischen Besonderheit. Geisteswissenschaftliche Forschung setzt sich insofern von einer für die Naturwissenschaften typischen Suche nach Gesetzmäßigkeiten ab. Bes. historische Konstellationen oder künstlerische Qualitäten werden daher bevorzugt zum Gegenstand der G.
d) Perspektivität: In den G. spielt die ausdrücklich artikulierte Perspektive, aus der heraus ein Forschungsgegenstand analysiert wird, eine entscheidende Rolle für die Ergiebigkeit und Qualität der Forschung. Teil des geisteswissenschaftlichen Forschungsprozesses ist dabei auch, die vom Gegenstand her naheliegende Perspektive mit Blick auf das jeweils gegenwärtige Erkenntnisinteresse zu distanzieren. Das Herausarbeiten der eigenen Perspektivität ist die geisteswissenschaftliche Artikulation eines für die Wissenschaft typischen methodischen Zweifels, weil sie die Prämissen der Forschungsergebnisse und damit auch diese selbst der Kritik zugänglich macht.
e) Verbalität: Große Teil der geisteswissenschaftlichen Forschungsgegenstände sind sprachlich verfasst, z. B. philosophische Theorien, historische Quellen, religiöse, literarische und Gesetzestexte. Auch die geisteswissenschaftliche Forschung ihrerseits ist, selbst wenn sie sich mit materiellen Artefakten beschäftigt, weitgehend sprachlich und damit in Satz- und Urteilsform verfasst. Trotz der Ausdifferenzierung von Fachsprachen erhält sich die geisteswissenschaftliche Forschung damit auch ihre Anschlussfähigkeit an die Alltagssprache und die Eingebundenheit in eine lebensweltliche kommunikative Praxis.
f) Reflexivität: Die Reflexion der eigenen Zugänge zum Forschungsgegenstand spielt für die G. im Vergleich zu anderen Wissenschaftsgruppen eine weitaus größere Rolle: Die Spezifik der Gegenstände und die Perspektivität der Zugänge zu ihnen müssen für jeden Einzelfall herausgearbeitet werden, weil geisteswissenschaftliches Wissen weniger akkumuliert und fortgeschrieben als immer wieder in spezifischen Forschungssituationen neu erworben wird. Die Reflexivität der G. ist schon in einer Vielzahl der (sprachlich verfassten) Gegenstände angelegt, wird von der Forschung aufgegriffen und unter eigenen Perspektiven weiterentwickelt.
g) Universalität: Weil sich die G. mit den Produkten des menschlichen Geistes befassen, ist ihnen grundsätzlich kein Gegenstand verschlossen. Auch die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Natur und die Theoriebildung in der Naturwissenschaft sind Teil eines universalistischen, also alle materiellen und immateriellen Gegenstände und Phänomene umfassenden, Zugangs. Die prinzipielle Universalität geisteswissenschaftlichen Interpretierens der vorgefundenen Welt inkl. der wissenschaftlichen Befassung mit dieser sorgt in fachgruppenübergreifenden Kooperationen manchmal für Irritationen, weil aus geisteswissenschaftlicher Sicht einer naturalistischen Sicht ergänzende (und damit relativierende) Zugänge an die Seite gestellt werden.
3. Wissenschaftstheoretische und wissenschaftspolitische Einordnung
Auch wenn die Abgrenzung von anderen Gruppen wissenschaftlicher Disziplinen nicht immer trennscharf und teilweise sogar Gegenstand fachinterner Definitionsdebatten ist, können die unterschiedlichen G. als etablierte Disziplinen im Fächerkanon gelten. Für das Verständnis von kulturellen Phänomenen, Produkten des menschlichen Geistes sowie sozial wirksamer Denkmuster und Weltdeutungen ist die wissenschaftlich-reflexive und in den Einzelfächern methodisch abgesicherte Forschungsarbeit der G. unerlässlich. Vor diesem Hintergrund wirft die gegenwärtig fortschreitende Internationalisierung des Wissenschaftsbetriebes und das damit einhergehende Vordringen des Englischen als lingua franca der Wissenschaft ein interessantes Licht auf die Positionierung der G. innerhalb der Wissenschaft. Der englische Begriff science bezieht sich auf die Naturwissenschaften; die Gesamtheit dessen, was im Deutschen Wissenschaft heißt, sind science and humanities (wobei zu den Letzteren auch die arts, die sich mit Künsten befassenden Wissenschaften, zählen). Ein sich am Englischen orientierender Sprachgebrauch steht daher in Gefahr, sich begrifflich und in der Folge auch in der Sache an den Naturwissenschaften zu orientieren, wenn Wissenschaft in Rede steht. In der traditionellen Wissenschaftstheorie des 20. Jh. kann dieser Kurzschluss beobachtet werden: Mit dem Erfolg der seinerzeitigen wissenschaftlichen Leitdisziplin Physik und ihren wissenschaftlichen Entdeckungen ging eine entspr.e Orientierung der Wissenschaftstheorie einher, z. B. mit dem erkenntnistheoretischen und wissenschaftspraktischen Leitmuster „Hypothesenaufstellung – empirische Verifikation“. Geisteswissenschaftliche Theoriebildung mit dem Ziel reflexiv angelegter Selbstvergewisserung stand demgegenüber weitgehend außerhalb dessen, was unter der Etikettierung Wissenschaftstheorie diskutiert wurde. Ein vergleichbarer Effekt droht, wenn sich auch im Deutschen ein Wissenschaftsverständnis durchsetzen sollte, das Wissenschaft von den Themenfeldern und vom methodischen Zugang her mit Naturwissenschaften gleichsetzt und insb. die singulären Reflexionspotenziale der G. unterschätzt. Wissenschaftspolitisch wird diese problematische Tendenz dadurch verstärkt, dass die experimentellen Wissenschaften für ihre Forschungsarbeit wesentlich mehr Mittel benötigen und damit in Budgetverhandlungen im politischen Raum als gewichtiger gelten. Mit dem (nicht immer eingelösten) Versprechen eines in naher oder ferner Zukunft erreichbaren unmittelbaren Nutzens oder erwartbarer bahnbrechender Entdeckungen beanspruchen die medizinisch-lebenswissenschaftlichen, die ingenieurwissenschaftlichen und die naturwissenschaftlichen Disziplinen dafür eine Grundlage, die sich die G. in beständigen Relevanzdiskussionen immer wieder neu erarbeiten müssen. Gegen solcherlei wissenschaftstheoretisch wie wissenschaftspolitisch bedeutsame Partikularisierungstendenzen gilt es ein Wissenschaftsverständnis zu setzen, das gemeinsame Elemente aller Wissenschaften in den Mittelpunkt rückt. Dabei wären dann auch jene Charakteristika zu berücksichtigen, die den Blick auf das Ganze der Wissenschaft aus der Perspektive der G. wagen.
4. Ausblick
In den ersten zwei Jahrzehnten des 21. Jh. befinden sich die G. in einer komplexen und von mancherlei Paradoxien geprägten Situation. Im deutschsprachigen Raum ist ihre Stellung als anerkannter Teil des wissenschaftlichen Fächerkanons mit breiter Präsenz an den Universitäten (sowie ausgewählter Felder auch innerhalb der außeruniversitären Forschung) und als Adressat staatlich bereitgestellter Projektförderung besser als in vielen, auch hochentwickelten Wissenschaftssystemen der westlichen Welt. Die deutschsprachigen G. haben ihre einstmals anerkannte Führungsrolle in großen Teilen gleichwohl eingebüßt. Das Vordringen des Englischen und der Verlust an führenden Wissenschaftlern während des Nationalsozialismus sind wichtige Gründe für diese Entwicklung. Aktuelle Debatten innerhalb der G. werden oft im angloamerikanischen, manchmal auch im romanischen Sprachraum angestoßen. Dazu gehören diverse Wenden (turns; linguistisch, kulturwissenschaftlich, bildwissenschaftlich, räumlich), strukturalistische Ansätze (Strukturalismus) und Zugänge durch dichte Beschreibungen und „close reading“ und aus den Gender Studies. Auch die erneute Diskussion um die Kulturwissenschaften lenkt den Blick auf Methodenfragen und Gegenstandsbestimmungen, die auch unter dem Begriff G. geführt werden können. Längst nicht alle Impulse verdichten sich über temporäre Schwerpunkte zu prägenden wissenschaftlichen Debatten, die im Sinne eines modifizierten Fortschrittsbegriff (Fortschritt) als dauerhafter intradisziplinärer, disziplinenübergreifener oder gesellschaftlicher Gewinn wahrgenommen werden. Gleichwohl zeigen gerade diese Impulse die Lebendigkeit der G. In ihrer gesellschaftlichen Doppelrolle als Traditionswahrer und Wissensspeicher auf der einen und als Reflexionsinstanz aktueller gesellschaftlicher Entwicklung auf der anderen Seite haben sie Aufgaben, deren Bedeutung im Kontext der gesellschaftlichen Entwicklung deutlich zunimmt: Phänomene wie die Digitalisierung des Wissens, das Wiedererstarken der Religionen, die massive Zunahme von Migration und Flucht und das Wachhalten von Errungenschaften der Aufklärung von der modernen Demokratie bis zu den Menschenrechten, die Integration von Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen und das Führen differenzierter Debatten um Freiheit, Sicherheit und Toleranz bedürfen der wissenschaftlichen Aufarbeitung aus den einschlägigen Disziplinen der G. Auch für Fragen nach der Identität gesellschaftlicher Gruppen, dem Selbstverständnis des Menschen und dem Selbstbild von Individuen angesichts umfassender informations- und gentechnischer Steuerungs- und Manipulationsmöglichkeiten bieten die G. aus der Tradition und Geistesgeschichte und der Reflexion aktueller Herausforderungen umfassendes Material. Ihre Deutungskompetenz wird also in unsicheren Zeiten mehr denn je gefragt sein. Dieses Aufgreifen aktueller gesellschaftlicher Problemfelder unterstützt innerwissenschaftlich interdisziplinäre Ansätze, die fachspezifische Kompetenzen aus der Vielzahl der oft kleinen geisteswissenschaftlichen Disziplinen bündeln und Impulse für die Entwicklung der Fächer setzen. Die in jüngerer Zeit unter dem Stichwort Digital Humanities beschriebene Entwicklung eröffnet den G. mit der Digitalisierung geisteswissenschaftlicher Wissensbestände und einer maßgeblichen Verbesserung von Forschungsinstrumenten (Datenbanken, Editionen) neue Entwicklungsmöglichkeiten. Inwieweit es, wie der Begriff nahelegt, im Zuge dieser Entwicklung darüber hinaus auch zu einer grundsätzlichen Verschiebung im Selbstverständnis der G. als Reflexionswissenschaften kommt, wird erst die weitere Entwicklung zeigen. Wenn die G. die ihnen eingeschriebenen thematischen und methodischen Aktualitätsbezüge gerade vor dem Hintergrund ihres historischen und sachlichen Differenzierungswissens als Orientierungshilfe offensiv anbieten, haben sie auch in Zukunft gute Aussichten, ihre Rolle als Navigatoren durch die kulturelle Welt wirkungsvoll wahrzunehmen.
Literatur
A. Panteos/T. Rojek (Hg.): Texte zur Theorie der Geisteswissenschaften, 2016 • D. Lamping (Hg.): Geisteswissenschaft heute, 2015 • M. Dreyer/U. Schmidt/K. Dicke (Hg.): Die Geistes- und Sozialwissenschaften an der Universität von morgen, 2014 • J. Hamann: Die Bildung der Geisteswissenschaften, 2014 • P. Hoyningen-Huene: Systematicity: The Nature of Science, 2013 • D. Hartmann u. a. (Hg.): Methoden der Geisteswissenschaften, 2012 • J. Mittelstraß/U. Rüdiger (Hg.): Die Zukunft der Geisteswissenschaften in einer multipolaren Welt, 2012 • H. Reinalter/M. Eder (Hg.): Krise der Geisteswissenschaften? 2011 • M. Beiner: Humanities, 2009 • J. Dierken/A. Stuhlmann (Hg.): Geisteswissenschaften in der Offensive, 2009 • B. Grünewald: Geist – Kultur – Gesellschaft, 2009 • K. Hempfer/Ph. Antony (Hg.): Zur Situation der Geisteswissenschaften in Forschung und Lehre, 2009 • B. Malinowski: Im Gespräch: Probleme und Perspektiven der Geisteswissenschaften, 2006 • U. Arnswald (Hg.): Die Zukunft der Geisteswissenschaften, 2005 • C. F. Gethmann u. a. (Hg.): Manifest Geisteswissenschaften, 2005 • H. Poser: Wissenschaftstheorie, 2001 • W. Frühwald u. a. (Hg.): Geisteswissenschaften heute, 1996 • M. Riedel: Geisteswissenschaften, in: J. Mittelstraß u. a.: Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie, Bd. 1, 1995, S. 724–728 • G. Scholz: Zwischen Wissenschaftsanspruch und Orientierungsbedürfnis, 1991 • K.-O. Apel: Die Erklären-Verstehen-Kontroverse in transzendentalpragmatischer Sicht, 1979 • H. Kimmerle: Philosophie der Geisteswissenschaften als Kritik ihrer Methoden, 1978 • A. Diemer: Geisteswissenschaften, in: HWPh, Bd. 3 (1975), 211–215 • G. H. v. Wright: Explanation and Understanding, 1971 • J. Habermas: Erkenntnis und Interesse, 1968 • E. Betti: Die Hermeneutik als allgemeine Methodik der Geisteswissenschaften., 1962 • H.-G. Gadamer: Wahrheit und Methode, 1960 • E. Rothacker: Logik und Systematik der Geisteswissenschaften, 1926 • W. Windelband: Geschichte und Naturwissenschaft, in: ders.: Präludien, Aufsätze und Reden zur Philosophie und ihrer Geschichte, Bd. 2, 1924, 136–160 • E. Cassirer: Philosophie der symbolischen Formen, 3 Bde., 1923–1929 • W. Dilthey: Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften, 1910 • H. L. F. von Helmholtz: Ueber das Verhältnis der Naturwissenschaften zur Gesamtheit der Wissenschaften (1862), in: ders.: Vorträge und Reden, Bd. 1, 1903, 157–185 • W. Wundt: Einleitung in die Philosophie, 1901 • H. Rickert: Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft, 1899 • J. S. Mill: A System of Logic, Ratiocinative and Inductiv, 1843 • G. Vico: Principj di Scienza Nuova d’intorno alla commune Natura delle Nazioni, 1744.
Empfohlene Zitierweise
M. Beiner: Geisteswissenschaften, Version 22.10.2019, 17:30 Uhr, in: Staatslexikon8 online, URL: https://www.staatslexikon-online.de/Lexikon/Geisteswissenschaften (abgerufen: 25.11.2024)