Kapital: Unterschied zwischen den Versionen

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Seit David Ricardos Untersuchung der Rolle des K.s bei der Bestimmung der relativen Preise ist die Wirtschaftstheorie in den letzten zwei Jahrhunderten immer wieder durch intensive kapitaltheoretische Debatten gekennzeichnet. Von Eugen von Böhm-Bawerk, Knut Wicksell, Irving Fisher, John Bates Clark über Friedrich August von Hayek und Piero Sraffa bis hin zu Paul&nbsp;A. Samuelson und Robert Solow haben sich hieran fast alle bedeutenden Ökonomen beteiligt. Was macht nun die K.-Theorie so schwierig und anfällig für wiederkehrende Kontroversen? Hierfür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe: ideologische und analytische. Das erste Problem hängt mit dem Doppelcharakter des Faktors „K.“ in der kapitalistischen Gesellschaft ([[Kapitalismus]]) zusammen, wonach „K.“ sowohl die Summe physischer Produktionsmittel als auch die Geldvermögenssumme bezeichnet, deren Besitz via Gewinneinkommen einen Anspruch auf einen Teil des Volkseinkommens verleiht. Die Rechtsinstitution des Privateigentums bewirkt im Gegensatz zur zentralen Planwirtschaft ({{ #staatslexikon_articlemissing: Zentralverwaltungswirtschaft | Zentralverwaltungswirtschaft }}) eine enge Verbindung von [[Produktion]] und [[Distribution]]. Gemäß der Auffassung von Karl Marx stellt „das K.“ sowohl eine heterogene Ansammlung von Gebrauchswerten als auch eine homogene Ansammlung von Tauschwerten dar. Während sich der erste Aspekt auf die Sphäre der Produktionskräfte bezieht, betrifft der zweite die Produktionsverhältnisse und bringt damit eine gesellschaftliche Beziehung zum Ausdruck. Produktionsmittel sind aus technologischer Sicht in jedem Wirtschaftssystem erforderlich, sobald Adam Smiths „early and rude state of society“ überwunden ist, sie sind jedoch nur da fixes K., wo der Produktionsprozess ein kapitalistischer ist.
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Seit David Ricardos Untersuchung der Rolle des K.s bei der Bestimmung der relativen Preise ist die Wirtschaftstheorie in den letzten zwei Jahrhunderten immer wieder durch intensive kapitaltheoretische Debatten gekennzeichnet. Von Eugen von Böhm-Bawerk, Knut Wicksell, Irving Fisher, John Bates Clark über Friedrich August von Hayek und Piero Sraffa bis hin zu Paul&nbsp;A. Samuelson und Robert Solow haben sich hieran fast alle bedeutenden Ökonomen beteiligt. Was macht nun die K.-Theorie so schwierig und anfällig für wiederkehrende Kontroversen? Hierfür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe: ideologische und analytische. Das erste Problem hängt mit dem Doppelcharakter des Faktors „K.“ in der kapitalistischen Gesellschaft ([[Kapitalismus]]) zusammen, wonach „K.“ sowohl die Summe physischer Produktionsmittel als auch die Geldvermögenssumme bezeichnet, deren Besitz via Gewinneinkommen einen Anspruch auf einen Teil des Volkseinkommens verleiht. Die Rechtsinstitution des Privateigentums bewirkt im Gegensatz zur zentralen Planwirtschaft ([[Zentralverwaltungswirtschaft]]) eine enge Verbindung von [[Produktion]] und [[Distribution]]. Gemäß der Auffassung von Karl Marx stellt „das K.“ sowohl eine heterogene Ansammlung von Gebrauchswerten als auch eine homogene Ansammlung von Tauschwerten dar. Während sich der erste Aspekt auf die Sphäre der Produktionskräfte bezieht, betrifft der zweite die Produktionsverhältnisse und bringt damit eine gesellschaftliche Beziehung zum Ausdruck. Produktionsmittel sind aus technologischer Sicht in jedem Wirtschaftssystem erforderlich, sobald Adam Smiths „early and rude state of society“ überwunden ist, sie sind jedoch nur da fixes K., wo der Produktionsprozess ein kapitalistischer ist.
 
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Investitionen stellen in der [[Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung|Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung]] eine Stromgröße dar, welche die Bestandsgröße des K.-Stocks entscheidend beeinflusst. So ist der K.-Stock am Ende eines Jahres sowohl auf der Mikroebene einzelner Unternehmen wie der Mesoebene von Sektoren als auch der Makroebene ganzer Volkswirtschaften wie der BRD gleich dem Wert am Ende des Vorjahres plus den Nettoinvestitionen (Bruttoinvestitionen minus Abschreibungen) des laufenden Jahres.
 
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Dieser Fortschrittseffekt schlägt sich insb. in den Ausrüstungsinvestitionen (bzw. in dem Maschinenbestand nieder), die neben den Bauinvestitionen die zweite bedeutende Teilgruppe der Investitionen darstellen, zu denen noch die Lagerinvestitionen und sonstigen Anlageinvestitionen hinzukommen. Für eine Beurteilung der gegenwärtig stark und kontrovers diskutierten Frage einer möglichen Investitionslücke in Deutschland ist eine Unterscheidung zwischen privaten und staatlichen Investitionen ebenso relevant wie eine Differenzierung sektoraler Investitionsdynamik, z.&nbsp;B. im Verarbeitenden Gewerbe bzw. im Dienstleistungsbereich. Ein moderner Investitionsbegriff erfordert auch eine stärkere Berücksichtigung der Ausgaben für [[Bildung]], [[Forschung]] und öffentliche [[Infrastruktur]] als es selbst nach der Revision des Europäischen Systems Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen von 2014 der Fall ist. So hat die moderne Wachstumstheorie zweifelsfrei herausgearbeitet, dass neben Investitionen in einen modernen Real-K.-Bestand <I>[[Humankapital|Human-K.]]</I> ein zentraler Treiber langfristigen {{ #staatslexikon_articlemissing: Wirtschaftswachstums | Wirtschaftswachstum }} ist. Investitionen in die Aus- und {{ #staatslexikon_articlemissing: Weiterbildung | Weiterbildung }} ([[Berufliche Bildung]]) erhöhen nicht nur das individuelle Human-K. und verringern damit die Wahrscheinlichkeit arbeitslos zu werden (interner Effekt), sondern erhöhen auch den durchschnittlichen Human-K.-Bestand in einer Region (z.&nbsp;B. Silicon Valley), einem bestimmten Sektor oder im Aggregat der gesamten Volkswirtschaft ([[Externe Effekte|externer Effekt]]). International vergleichende empirische Studien weisen aus, dass Volkswirtschaften, die einen größeren Anteil ihres BIP für Bildung und Forschung verausgaben, langfristig ein höheres Produktivitäts- und Wirtschaftswachstum verzeichnen. Dies gilt umso mehr, je stärker sich Volkswirtschaften auf wissensintensive Sektoren mit höheren Lerneffekten konzentrieren. Dabei ist auch zu beachten, dass zwischen Human-K. und Real-K. einerseits Komplementaritäten bestehen (die Nutzung moderner IKT-K.-Güter erfordert entspr. qualifizierte Arbeitskräfte), andererseits auf der Mikro- wie Makroebene aber auch eine Konkurenz bei der Verausgabung finanzieller Mittel.
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Dieser Fortschrittseffekt schlägt sich insb. in den Ausrüstungsinvestitionen (bzw. in dem Maschinenbestand nieder), die neben den Bauinvestitionen die zweite bedeutende Teilgruppe der Investitionen darstellen, zu denen noch die Lagerinvestitionen und sonstigen Anlageinvestitionen hinzukommen. Für eine Beurteilung der gegenwärtig stark und kontrovers diskutierten Frage einer möglichen Investitionslücke in Deutschland ist eine Unterscheidung zwischen privaten und staatlichen Investitionen ebenso relevant wie eine Differenzierung sektoraler Investitionsdynamik, z.&nbsp;B. im Verarbeitenden Gewerbe bzw. im Dienstleistungsbereich. Ein moderner Investitionsbegriff erfordert auch eine stärkere Berücksichtigung der Ausgaben für [[Bildung]], [[Forschung]] und öffentliche [[Infrastruktur]] als es selbst nach der Revision des Europäischen Systems Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen von 2014 der Fall ist. So hat die moderne Wachstumstheorie zweifelsfrei herausgearbeitet, dass neben Investitionen in einen modernen Real-K.-Bestand <I>[[Humankapital|Human-K.]]</I> ein zentraler Treiber langfristigen [[Wirtschaftswachstum|Wirtschaftswachstums]] ist. Investitionen in die Aus- und [[Weiterbildung]] ([[Berufliche Bildung]]) erhöhen nicht nur das individuelle Human-K. und verringern damit die Wahrscheinlichkeit arbeitslos zu werden (interner Effekt), sondern erhöhen auch den durchschnittlichen Human-K.-Bestand in einer Region (z.&nbsp;B. Silicon Valley), einem bestimmten Sektor oder im Aggregat der gesamten Volkswirtschaft ([[Externe Effekte|externer Effekt]]). International vergleichende empirische Studien weisen aus, dass Volkswirtschaften, die einen größeren Anteil ihres BIP für Bildung und Forschung verausgaben, langfristig ein höheres Produktivitäts- und Wirtschaftswachstum verzeichnen. Dies gilt umso mehr, je stärker sich Volkswirtschaften auf wissensintensive Sektoren mit höheren Lerneffekten konzentrieren. Dabei ist auch zu beachten, dass zwischen Human-K. und Real-K. einerseits Komplementaritäten bestehen (die Nutzung moderner IKT-K.-Güter erfordert entspr. qualifizierte Arbeitskräfte), andererseits auf der Mikro- wie Makroebene aber auch eine Konkurenz bei der Verausgabung finanzieller Mittel.
 
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Der bestehende K.-Stock stellt einen entscheidenden Engpassfaktor für strukturellen Wandel dar, wie sich insb. auch in den Transformationsprozessen ({{ #staatslexikon_articlemissing: Systemtransformation | Systemtransformation }}) postsozialistischer Volkswirtschaften nach 1990 zeigte. Verschiebungen im relativen Gewicht von K.-Güter und Konsumgüter produzierenden Sektoren sind ein Charakteristikum konjunktureller Schwankungen, wie sich auch in der Begrifflichkeit, z.&nbsp;B. Überinvestitions- oder Unterkonsumtionstheorien, zeigt. Aber selbst in der österreichischen Konjunkturtheorie wie z.&nbsp;B. bei F.&nbsp;A. von Hayek sind es zwar monetäre Faktoren, die zyklische Schwankungen verursachen, aber reale Phänomene, die sie konstituieren. So ruft eine exzessive Kreditgewährung durch die Banken eine monetäre Störung hervor, die über Veränderungen in der Struktur der relativen Preise zu Disproportionalitäten in der Produktionsstruktur und einer Fehlallokation von K. führt. Die dadurch ausgelösten Anpassungsprozesse oder <I>Traversen</I> setzen eine adäquate Modellierung der Produktionsstruktur voraus. Dabei gibt es im Grundsatz zwei Möglichkeiten: eine vertikale („österreichische“) oder eine horizontale (sektorale). Während der Vorteil des vertikalen Ansatzes, der in der elaborierten „neo-österreichischen“ Variante von J.&nbsp;Hicks (1973) nicht nur <I>working capital</I>, sondern auch die Existenz von Fix-K.-Gütern berücksichtigt, in der Erfassung der zeitlichen Struktur von Anpassungsprozessen liegt, besteht der Vorteil horizontaler Ansätze wie bei P.&nbsp;Sraffa oder in den Input-Output-Ansätzen von Wassily Leontief in der besseren Erfassung sektoraler Interdependenzen. Auch können die beiden wichtigen Dimensionen von Fix-K.-Gütern, der Auslastungsgrad und die ökonomische Lebensdauer, behandelt werden.
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Der bestehende K.-Stock stellt einen entscheidenden Engpassfaktor für strukturellen Wandel dar, wie sich insb. auch in den Transformationsprozessen ([[Systemtransformation]]) postsozialistischer Volkswirtschaften nach 1990 zeigte. Verschiebungen im relativen Gewicht von K.-Güter und Konsumgüter produzierenden Sektoren sind ein Charakteristikum konjunktureller Schwankungen, wie sich auch in der Begrifflichkeit, z.&nbsp;B. Überinvestitions- oder Unterkonsumtionstheorien, zeigt. Aber selbst in der österreichischen Konjunkturtheorie wie z.&nbsp;B. bei F.&nbsp;A. von Hayek sind es zwar monetäre Faktoren, die zyklische Schwankungen verursachen, aber reale Phänomene, die sie konstituieren. So ruft eine exzessive Kreditgewährung durch die Banken eine monetäre Störung hervor, die über Veränderungen in der Struktur der relativen Preise zu Disproportionalitäten in der Produktionsstruktur und einer Fehlallokation von K. führt. Die dadurch ausgelösten Anpassungsprozesse oder <I>Traversen</I> setzen eine adäquate Modellierung der Produktionsstruktur voraus. Dabei gibt es im Grundsatz zwei Möglichkeiten: eine vertikale („österreichische“) oder eine horizontale (sektorale). Während der Vorteil des vertikalen Ansatzes, der in der elaborierten „neo-österreichischen“ Variante von J.&nbsp;Hicks (1973) nicht nur <I>working capital</I>, sondern auch die Existenz von Fix-K.-Gütern berücksichtigt, in der Erfassung der zeitlichen Struktur von Anpassungsprozessen liegt, besteht der Vorteil horizontaler Ansätze wie bei P.&nbsp;Sraffa oder in den Input-Output-Ansätzen von Wassily Leontief in der besseren Erfassung sektoraler Interdependenzen. Auch können die beiden wichtigen Dimensionen von Fix-K.-Gütern, der Auslastungsgrad und die ökonomische Lebensdauer, behandelt werden.
 
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H. Hagemann: Kapital, Version 04.01.2021, 09:00 Uhr, in: Staatslexikon<sup>8</sup> online, URL: {{fullurl:Kapital}} (abgerufen: {{CURRENTDAY2}}.{{CURRENTMONTH}}.{{CURRENTYEAR}})
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H. Hagemann: Kapital, Version 08.06.2022, 09:10 Uhr, in: Staatslexikon<sup>8</sup> online, URL: {{fullurl:Kapital}} (abgerufen: {{CURRENTDAY2}}.{{CURRENTMONTH}}.{{CURRENTYEAR}})
 
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Version vom 8. Juni 2022, 08:15 Uhr

1. Vielschichtigkeit des Kapitalbegriffs

Seit David Ricardos Untersuchung der Rolle des K.s bei der Bestimmung der relativen Preise ist die Wirtschaftstheorie in den letzten zwei Jahrhunderten immer wieder durch intensive kapitaltheoretische Debatten gekennzeichnet. Von Eugen von Böhm-Bawerk, Knut Wicksell, Irving Fisher, John Bates Clark über Friedrich August von Hayek und Piero Sraffa bis hin zu Paul A. Samuelson und Robert Solow haben sich hieran fast alle bedeutenden Ökonomen beteiligt. Was macht nun die K.-Theorie so schwierig und anfällig für wiederkehrende Kontroversen? Hierfür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe: ideologische und analytische. Das erste Problem hängt mit dem Doppelcharakter des Faktors „K.“ in der kapitalistischen Gesellschaft (Kapitalismus) zusammen, wonach „K.“ sowohl die Summe physischer Produktionsmittel als auch die Geldvermögenssumme bezeichnet, deren Besitz via Gewinneinkommen einen Anspruch auf einen Teil des Volkseinkommens verleiht. Die Rechtsinstitution des Privateigentums bewirkt im Gegensatz zur zentralen Planwirtschaft (Zentralverwaltungswirtschaft) eine enge Verbindung von Produktion und Distribution. Gemäß der Auffassung von Karl Marx stellt „das K.“ sowohl eine heterogene Ansammlung von Gebrauchswerten als auch eine homogene Ansammlung von Tauschwerten dar. Während sich der erste Aspekt auf die Sphäre der Produktionskräfte bezieht, betrifft der zweite die Produktionsverhältnisse und bringt damit eine gesellschaftliche Beziehung zum Ausdruck. Produktionsmittel sind aus technologischer Sicht in jedem Wirtschaftssystem erforderlich, sobald Adam Smiths „early and rude state of society“ überwunden ist, sie sind jedoch nur da fixes K., wo der Produktionsprozess ein kapitalistischer ist.

„Capital […] is a very large subject, with many aspects; wherever one starts, it is hard to bring more than a few of them into view“ schreibt John Hicks (1973: V) im Vorwort des letzten Bandes seiner Trilogie „Value and Capital“ (1939), „Capital and Growth“ (1965) und „Capital and Time“ (1973). In diesem Werk, das den Untertitel „A Neo-Austrian Theory“ (Österreichische Schule der Nationalökonomie) trägt, setzt J. Hicks sich mit der zeitlichen Dimension des Produktionsprozesses auseinander, die v. a. für Anpassungsprozesse außerhalb von Gleichgewichten eine entscheidende Rolle spielt.

2. Heterogenität der Kapitalgüter und Messproblematik

Im Gegensatz zu (einfacher) Arbeit und (nicht-kultiviertem) Boden stellt Real-K. keinen originären Produktionsfaktor dar, sondern ist selbst das Ergebnis von Produktionsprozessen, bei denen es als eine der Determinanten mitwirkt. Real-K. ist somit endogen, gleichermaßen Input wie Output. Die Real-K.-Bildung ist der zentrale Wirkungskanal, durch den andere wichtige Einflussgrößen wie der technische Fortschritt, Veränderungen im Arbeitsangebot oder die Ausnutzung natürlicher Ressourcen die langfristige Entwicklung einer Volkswirtschaft prägen. K.-Güter wie Industrieroboter, Werkzeugmaschinen oder Traktoren sind heterogene Güter, die spezifische technische Charakteristika aufweisen. Als physisch heterogene Größen können sie nicht in einer ökonomisch sinnvollen gemeinsamen Maßeinheit zusammengefasst werden. Die mit der heterogenen Natur der K.-Güter verbundene Messproblematik hat in der Geschichte des ökonomischen Denkens zu zahlreichen Vereinfachungsversuchen und intensiven kapitaltheoretischen Kontroversen geführt.

Die Aggregationsproblematik eines physisch heterogenen K.-Stocks hat viele Ökonomen immer wieder zur Annahme eines einzigen Gutes bewegt, das sowohl Konsumgut wie K.-Guteigenschaften aufweist. Bereits D. Ricardos Kornökonomie ist dadurch gekennzeichnet, dass für die Herstellung von Korn neben Arbeit auch dasselbe Produkt Korn als Produktionsmittel, in seiner Eigenschaft als Saatgut, benötigt wird. Die Profitrate kann dann als Quotient zweier Kornmengen frei von allen Bewertungsproblemen als physische Größe ermittelt werden. In dieser Kornökonomie gilt die Homogenität zwischen den Inputs und dem Output, allerdings nicht in der gesamten Volkswirtschaft, sondern nur im Agrarsektor.

Als geistiger Urheber des Gedankens für die gesamte Volkswirtschaft von der konkreten Heterogenität der K.-Güter zu abstrahieren und stattdessen einen als homogen angenommenen Faktor „K.“ zu unterstellen, der zusammen mit dem ebenfalls als homogen angenommenen Faktor Arbeit als Input in die Produktion eingeht, muss J. B. Clark angesehen werden. Im Rahmen dieser aggregierten Version der neoklassischen Theorie, die mit dem Konzept gesamtwirtschaftlicher Produktionsfunktionen arbeitet, hat J. B. Clark das Theorem der Grenzproduktivität zum allg.en Erklärungsprinzip für die Einkommensverteilung in allen Volkswirtschaften ausgebaut. J. B. Clarks vereinfachende Annahme, die eine Abstraktion von nahezu allen komplizierten kapitaltheoretischen Problemen ermöglicht, hat bis heute kaum an Attraktivität verloren. Da das einzige Gut in der Volkswirtschaft ein Allzweckgut ist, dessen Malleability (Verformbarkeit) – Annahme zeit- und kostenlose Substitutionsprozesse ermöglicht, wird auch die Unterscheidung zwischen einer kurz- und einer langfristigen Produktionsfunktion gegenstandslos. Außerhalb der Eingutökonomie kann es keine „K.-Menge“ geben, deren Wert unabhängig vom Lohnsatz bzw. der Profitrate ist. Der Wert der K.-Güter verändert sich selbst bei Abstraktion vom technischen Fortschritt bei einer Veränderung der Verteilung. Das System der relativen Preise verändert sich bei Reallohn- bzw. Profitratenänderungen, sodass derselbe Real-K.-Stock einen unterschiedlichen Wert annimmt, während physisch verschiedene Real-K.-Bestände denselben Wert annehmen können. Folglich kann der Wert des K.-Stocks nicht unter den Größen sein, die die Profitrate bestimmen, wenn man nicht einem Zirkelschluss erliegen will. Es lassen sich keine Verteilungsgesetze aus den relativen Seltenheiten der Produktionsfaktoren ableiten, wenn diese Faktoren selbst nicht unabhängig von der Verteilung gemessen werden können. Preissystem und Verteilungsgrößen sind daher simultan zu bestimmen. Ferner ist zu beachten, dass der Wert des gesamtwirtschaftlichen K.-Stocks eindeutig nur im langfristigen Gleichgewicht der Konkurrenzwirtschaft ermittelt werden kann.

3. Investitionen und Kapitalstock

Investitionen stellen in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung eine Stromgröße dar, welche die Bestandsgröße des K.-Stocks entscheidend beeinflusst. So ist der K.-Stock am Ende eines Jahres sowohl auf der Mikroebene einzelner Unternehmen wie der Mesoebene von Sektoren als auch der Makroebene ganzer Volkswirtschaften wie der BRD gleich dem Wert am Ende des Vorjahres plus den Nettoinvestitionen (Bruttoinvestitionen minus Abschreibungen) des laufenden Jahres.

Diese Investitionen weisen einen Dreifachcharakter auf. Als wichtige Komponente der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage lösen höhere Investitionen kurzfristig einen Einkommenseffekt aus, der mittelfristig über Multiplikator- und Akzeleratoreffekte zu einem überproportionalen Anstieg des Volkseinkommens führen kann. Darüber hinaus haben Investitionen mittel- bis langfristig einen angebotsseitigen Kapazitätseffekt, da sie die Produktionskapazitäten über die ökonomische Lebensdauer hinweg erweitern. Da der technische Fortschritt zumeist kapitalgebundener Natur ist, d. h. die Anwendung neuer effizienterer Produktionsverfahren den Einsatz modernerer K.-Güter erfordert, lösen Investitionen als Träger produktiverer Techniken als drittes einen Fortschrittseffekt aus. Im Gegensatz zum Einkommens- und Kapazitätseffekt sind für den Fortschrittseffekt als Bezugsgröße die Brutto- und nicht die Netto-Investitionen relevant, da beim Ersatz verschlissener im Regelfall modernere Maschinen erworben werden, die die fortgeschrittenste Technologie verkörpern.

Dieser Fortschrittseffekt schlägt sich insb. in den Ausrüstungsinvestitionen (bzw. in dem Maschinenbestand nieder), die neben den Bauinvestitionen die zweite bedeutende Teilgruppe der Investitionen darstellen, zu denen noch die Lagerinvestitionen und sonstigen Anlageinvestitionen hinzukommen. Für eine Beurteilung der gegenwärtig stark und kontrovers diskutierten Frage einer möglichen Investitionslücke in Deutschland ist eine Unterscheidung zwischen privaten und staatlichen Investitionen ebenso relevant wie eine Differenzierung sektoraler Investitionsdynamik, z. B. im Verarbeitenden Gewerbe bzw. im Dienstleistungsbereich. Ein moderner Investitionsbegriff erfordert auch eine stärkere Berücksichtigung der Ausgaben für Bildung, Forschung und öffentliche Infrastruktur als es selbst nach der Revision des Europäischen Systems Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen von 2014 der Fall ist. So hat die moderne Wachstumstheorie zweifelsfrei herausgearbeitet, dass neben Investitionen in einen modernen Real-K.-Bestand Human-K. ein zentraler Treiber langfristigen Wirtschaftswachstums ist. Investitionen in die Aus- und Weiterbildung (Berufliche Bildung) erhöhen nicht nur das individuelle Human-K. und verringern damit die Wahrscheinlichkeit arbeitslos zu werden (interner Effekt), sondern erhöhen auch den durchschnittlichen Human-K.-Bestand in einer Region (z. B. Silicon Valley), einem bestimmten Sektor oder im Aggregat der gesamten Volkswirtschaft (externer Effekt). International vergleichende empirische Studien weisen aus, dass Volkswirtschaften, die einen größeren Anteil ihres BIP für Bildung und Forschung verausgaben, langfristig ein höheres Produktivitäts- und Wirtschaftswachstum verzeichnen. Dies gilt umso mehr, je stärker sich Volkswirtschaften auf wissensintensive Sektoren mit höheren Lerneffekten konzentrieren. Dabei ist auch zu beachten, dass zwischen Human-K. und Real-K. einerseits Komplementaritäten bestehen (die Nutzung moderner IKT-K.-Güter erfordert entspr. qualifizierte Arbeitskräfte), andererseits auf der Mikro- wie Makroebene aber auch eine Konkurenz bei der Verausgabung finanzieller Mittel.

4. Kapitalintensität und Kapitalkoeffizient

Wichtige Größen für den Produktionsprozess einer Volkswirtschaft sind die K.-Intensität und der K.-Koeffizient. Zu den stilisierten Fakten langfristiger Wachstumsprozesse in modernen Volkswirtschaften gehört eine steigende K.-Intensität K/L, d. h. des Verhältnisses zwischen dem wertmäßigen K.-Einsatz pro Beschäftigten, wozu nicht zuletzt der Ersatz von Arbeitskräften durch verstärkten Maschineneinsatz beiträgt (Substitutionseffekt). Dies würde bei konstanter Technologie zu einer sinkenden Grenzproduktivität des K.-Einsatzes führen. Diese wird jedoch konterkariert durch eine Verschiebung der Produktionsfunktion nach oben aufgrund des technischen Fortschritts (Fortschrittseffekt). Steigt die Produktivität je Beschäftigten im selben Maße an wie die K.-Intensität, so bliebe der K.-Koeffizient v = K/Y konstant, eine Tatsache, die näherungsweise für viele westliche Volkswirtschaften langfristig zutrifft.

Ein zentrales Problem, welches sich für die fünf neuen Bundesländer nach der Wiedervereinigung 1990 stellte, war der aus DDR-Zeiten überkommene K.-Stock, der in ökonomischer, ökologischer und technologischer Hinsicht veraltet und damit ursächlich verantwortlich war dafür, dass das ostdeutsche Pro-Kopf-Einkommen im letzten Kalenderjahr vor der deutschen Einigung 1989 nur bei einem Drittel des westdeutschen Niveaus lag. Die Folge war eine erhebliche K.-Mangel-Arbeitslosigkeit nach Inkrafttreten der Währungsunion vom 1.7.1990 und dem damit verbundenen Aufwertungsschock. Da die Fähigkeit einer Volkswirtschaft, auf Änderungen der exogenen Wachstumsdeterminanten zu reagieren, in jedem Zeitpunkt durch die Quantität und Struktur des endogenen Faktors Real-K. (sowie durch die vorhandene Human-K.-Ausstattuung) begrenzt ist, kommt dem Real-K. und seiner Bildung, d. h. der Investitionstätigkeit, eine Schlüsselstellung für die dynamische Entwicklung einer Volkswirtschaft zu.

5. Transformationsprozesse, Strukturwandel und Kapitalstock

Der bestehende K.-Stock stellt einen entscheidenden Engpassfaktor für strukturellen Wandel dar, wie sich insb. auch in den Transformationsprozessen (Systemtransformation) postsozialistischer Volkswirtschaften nach 1990 zeigte. Verschiebungen im relativen Gewicht von K.-Güter und Konsumgüter produzierenden Sektoren sind ein Charakteristikum konjunktureller Schwankungen, wie sich auch in der Begrifflichkeit, z. B. Überinvestitions- oder Unterkonsumtionstheorien, zeigt. Aber selbst in der österreichischen Konjunkturtheorie wie z. B. bei F. A. von Hayek sind es zwar monetäre Faktoren, die zyklische Schwankungen verursachen, aber reale Phänomene, die sie konstituieren. So ruft eine exzessive Kreditgewährung durch die Banken eine monetäre Störung hervor, die über Veränderungen in der Struktur der relativen Preise zu Disproportionalitäten in der Produktionsstruktur und einer Fehlallokation von K. führt. Die dadurch ausgelösten Anpassungsprozesse oder Traversen setzen eine adäquate Modellierung der Produktionsstruktur voraus. Dabei gibt es im Grundsatz zwei Möglichkeiten: eine vertikale („österreichische“) oder eine horizontale (sektorale). Während der Vorteil des vertikalen Ansatzes, der in der elaborierten „neo-österreichischen“ Variante von J. Hicks (1973) nicht nur working capital, sondern auch die Existenz von Fix-K.-Gütern berücksichtigt, in der Erfassung der zeitlichen Struktur von Anpassungsprozessen liegt, besteht der Vorteil horizontaler Ansätze wie bei P. Sraffa oder in den Input-Output-Ansätzen von Wassily Leontief in der besseren Erfassung sektoraler Interdependenzen. Auch können die beiden wichtigen Dimensionen von Fix-K.-Gütern, der Auslastungsgrad und die ökonomische Lebensdauer, behandelt werden.