Interreligiöser Dialog

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1. Allgemein

Unter I.m D. versteht man vielfältige Formen der Begegnung, Beziehung, Interaktion zwischen Angehörigen verschiedener Religionen im Dienst eines friedlichen Zusammenlebens. Der Begriff taucht angesichts der wachsenden religiösen Pluralisierung verstärkt ab den 1960er Jahren zunächst im englischsprachigen Raum auf („interreligious dialogue“/„inter-faith dialogue“). Religionsbegegnung ist jedoch im Grunde so alt wie die Religionen selbst, sind diese doch keine geschlossenen Systeme, sondern stehen bereits in ihrer Entstehung und Entwicklung immer mit ihren Vorgänger- und Nachbarreligionen in Beziehung, sei es auch in Form von Abgrenzung oder Auseinandersetzung. Wichtig für die Gestalt und das Gelingen des I.n D.s sind der Status der jeweiligen Religionsgemeinschaften in Staat und Gesellschaft und die rechtlichen Rahmenbedingungen.

2. Gespräch als Apologetik und Selbstvergewisserung

Im Verhältnis von Juden und Christen entwickelte sich sehr früh eine apologetische Auseinandersetzung, deren Zeugnisse, etwa das literarisch nach dem Modell des platonischen Dialogs gestaltete Gespräch zwischen dem Kirchenvater Justin und dem Juden Tryphon, das sich in der Literaturgattung der Adversus-Judaeos-Schriften niedergeschlagen hat. In diesen häufig fiktiven oder zumindest stilisierten, aber auf konkrete Dialogerfahrungen zurückgehenden Texten wird deutlich, dass sie sich nicht nur an die „Gegner“, „die Juden“, sondern ebenso und vielleicht sogar in erster Linie an die eigene Gemeinde richten, um diese in ihrem Glauben in Zeiten der Anfechtung zu bestärken. Es geht um Identitätssicherung und Selbstvergewisserung durch Abgrenzung vom bzw. Abwertung des anderen, woraus eine unheilvolle Tradition der christlichen Judenfeindschaft entstand. Ähnliches ist dann in der ersten theologischen Wahrnehmung des Islam bei christlichen Theologen wie Johannes Damascenus zu beobachten: Er ordnet die islamische Religion („Ismaeliten“) unter die christlichen Irrlehren ein. Die Wiedergabe der Position des anderen gleicht in solchen Quellen eher einer polemischen Karikatur als einer realen Beschreibung und wurde doch über Jahrhunderte weitertradiert und verfestigt. Von einem Dialog im Sinne der Wertschätzung der Position und des Selbstverständnisses des anderen kann hier kaum gesprochen werden, so dass heute auch aufgrund der Wirkungsgeschichte die Frage nach der bleibenden Normativität dieser Quellen gestellt werden muss.

3. Religionsgespräche im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit

Im Mittelalter kommt es an verschiedenen Orten, nicht selten veranlasst durch die Herrschenden, zu organisierten Religionsgesprächen (verwendete Termini: disputatio, colloquium, sermo, dialogus u. a.). So soll bereits um das Jahr 500 am Hof der persischen Sassaniden ein Gespräch zwischen einem Juden, einem Christen und einem Heiden stattgefunden haben. Der Koran kann in Teilen als Zeugnis eines Religionsgesprächs zwischen Muhammad einerseits und Juden, Christen und Polytheisten andererseits verstanden werden. Kurz nach der islamischen Eroberung christlicher Gebiete ab 632 kam es zu Religionsgesprächen zwischen christlichen und islamischen Würdenträgern, oft in Form brieflicher Korrespondenzen. Berühmt ist der Dialog zwischen dem Katholikos der ostsyrischen Kirche Timotheus I. und dem Kalifen al-Mahdi um 781. Ähnliche höfische oder durch religiöse Führer veranlasste Religionsgespräche sind im europäischen Hochmittelalter überliefert, wie die christlich-jüdischen (Zwangs-)Disputationen zu Paris (1240), Barcelona (1263) und Tortosa (1413–1414). Im Unterschied zu diesen für die Juden unfreien Gesprächen, die eher „Prozessen“ glichen, war das Religionsgespräch des Benediktinerabtes von Westminster Gilbert Crispin mit einem Juden Ende des 11. Jh. von gegenseitiger Achtung, ja Freundschaft und gemeinsam verabredeten Regeln geprägt. In dieser Linie stehen auch das „Gespräch eines Philosophen, eines Juden und eines Christen“ von Peter Abaelard oder das „Buch vom Heiden und den drei Weisen“ von Ramon Llull. Auf jüdischer Seite entsteht 1171 das Buch „Kusari“ von Jehuda Halevi. Kennzeichen dieser literarischen Dialoge, hinter denen oft reale Dialogerfahrungen standen, war die Überzeugung, dass mit Hilfe der universalen Vernunft (Vernunft – Verstand) und Logik (z. B. Widerspruchsfreiheit) die religiöse Wahrheit eher zu erweisen ist als nur mit dem partikularen Bezug auf heilige Schriften. Die Philosophie wird hier zum (scheinbar) neutralen Richter. Der vernunftbetonte Zugang wurde durch die Rezeption der griechischen Philosophie in der arabisch-islamischen Theologie und Philosophie ermöglicht und beeinflusste dann durch rege Übersetzung und Kommentierung auch die jüdische und christliche Scholastik in Europa, vermittelt durch die interreligiöse Konvivenz in Andalusien. Auch die mystischen Strömungen von Juden, Christen und Muslimen dürften sich in dieser Zeit und Gegend stark beeinflusst haben.

Pionier einer dialogischen Haltung des Respekts und der Lernbereitschaft war Franz von Assisi durch sein Gespräch mit dem Sultan in Ägypten (1219) als Gegenprogramm zur Kreuzzugsideologie. Berühmt sind auch die Dialoge des griechischen Metropoliten Gregorius Palamas und des byzantinischen Kaisers Manuel II. Palaiologos mit Muslimen in Anatolien im 14. Jh. Nikolaus von Kues entwirft in seinem Werk „De pace fidei“ eine Vision der Einheit und Eintracht der Religionen, bes. von Juden, Christen und Muslimen mit Abraham als gemeinsamem Vater des Glaubens. Reale Religionsgespräche gab es auch zwischen Hindus und Buddhisten in Indien, in der Moghulzeit unter Beteiligung der Muslime, in China zwischen Christen, Buddhisten, Konfuzianern und Taoisten, in Japan zwischen Jesuiten und Buddhisten, in Lateinamerika zwischen christlichen Missionaren und Angehörigen indigener Religionen. In „Die Rettung des Hieronymus Cardanus“ (1754) greift Gotthold Ephraim Lessing wieder das Modell des literarischen Religionsdialogs auf. Betrachtet man die Geschichte, so wird deutlich, dass Religionsgespräche wesentlich eine Form der Konfliktbearbeitung darstellten und in Methode, Verlauf und Ergebnis stark von den jeweiligen sozialen und politischen Umständen und Räumen abhingen.

4. Interreligiöser Dialog im 20./21. Jh.

4.1 Anfänge des interreligiösen Dialogs in der Moderne

Eine unvoreingenommenere Erforschung der nicht-christlichen Religionen durch die aufkommende Religionswissenschaft und Orientalistik im 18./19. Jh. und ein stärker historisches, kontextuelles und intersubjektives Verständnis von religiöser Wahrheit waren notwendige Voraussetzungen für einen sachlicheren Dialog. In dieser Zeit entstanden – parallel zur ökumenischen Bewegung – die ersten internationalen Strukturen interreligiöser Begegnung im Kontext der Herausforderung der Moderne und Globalisierung. 1893 trat in Chicago aus Anlass der Weltausstellung erstmals das „Weltparlament der Religionen“ zusammen; die Wirkung war jedoch sehr begrenzt. Erst 1993 kam das Parlament erneut zusammen und verabschiedete die vom katholischen Theologen Hans Küng initiierte „Erklärung zum Weltethos“. Seitdem trifft sich das Parlament alle fünf bis sechs Jahre. 1921 gründete der Religionsphänomenologe Rudolf Otto analog zu einem politischen Völkerbund den Religiösen Menschheitsbund, der letztlich jedoch ebenso folgenlos blieb wie die League of Religions (1919) im angelsächsischen Raum und ähnliche elitäre, idealistische Versuche weltweit, die als eine Antwort auf Modernisierungs- und Globalisierungsprozesse mit ihren Chancen und Verwerfungen zu sehen sind.

Erst die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs und der Shoa führten allmählich in der zweiten Hälfte des 20. Jh. zu verstärkten interreligiösen Dialogbemühungen, zunächst v. a. im christlich-jüdischen Verhältnis, das zumindest für die christliche Seite aufgrund der religiösen Nähe und schuldbehafteten Geschichte eine Besonderheit darstellt. Die Entwicklung einer „Dialogphilosophie“ durch Martin Buber, Ferdinand Ebner, Emanuel Levinas u. a. lieferte dabei einen bedeutenden Beitrag zur ethischen Begründung des Dialogs: „Dialog ist die Nicht-Gleichgültigkeit des Du für das Ich“ (Levinas 1981: 78). So wurde „Dialog“ zu einem vielfach verwendeten Schlüsselbegriff und Paradigma in Philosophie, Theologie und Humanwissenschaften.

1947 fand in der Schweiz eine erste wichtige internationale Konferenz zwischen Christen und Juden statt, auf der die „Seelisberger Thesen“ verabschiedet wurden. In Deutschland wurden ab 1948 auf Initiative der USA die ersten Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit gegründet. Im selben Jahr erschien erstmals der „Freiburger Rundbrief“ zur katholisch-jüdischen Verständigung. 1961/70 wurde die World Conference on Religions and Peace gegründet, heute unter dem Namen RfP (Religions for Peace) bekannt und mit zahlreichen örtlichen Gruppen weltweit vertreten.

Pioniercharakter für den christlich-muslimischen Dialog hatten Initiativen wie die Religionsgespräche in Mödling bei Wien, der GRIC in Frankreich oder das Theologische Forum Christentum – Islam in Deutschland (seit 2005). Auf muslimischer Seite ist bes. das Royal Aal al-Bayt Institute for Islamic Thought in Amman im i.n D. aktiv und hat mit der Erklärung „A common word“ 2007 islamische Grundlagen des Dialogs mit Juden und Christen formuliert. Seit 2008 gibt es das Katholisch-Muslimische Forum zwischen Vertretern dieses Instituts und Vatikan-Vertretern.

4.2 Das dialogische Paradigma in der katholischen Kirche

Die katholische Kirche stand dem I.n D. lange Zeit skeptisch bis ablehnend gegenüber, da sie für sich selbst den alleinigen Besitz der Wahrheit und der Heilsmittel beanspruchte (vgl. Konzil zu Florenz, 1442). Der jahrhundertelange Exklusivitätsanspruch („Außerhalb der Kirche kein Heil“) verhinderte die für einen echten Dialog notwendige Haltung der Offenheit und des Respekts gegenüber den religiösen Überzeugungen anderer. Dennoch gab es auch hier bereits vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil Pioniere wie Gertrud Luckner, Louis Massignon, Georges Anawati OP, Henri Le Saux OSB, Hugo Lassalle SJ, Henri de Lubac SJ, Heinrich Dumoulin SJ oder Robert Caspar PA. V. a. Vertreter der Orden waren und sind durch ihre weltweite Verbreitung und Tätigkeit Vorreiter des I.n D.s. Das Zweite Vatikanische Konzil selbst musste erst nach einer angemessenen Haltung und Verhältnisbestimmung zu den anderen Religionen suchen. Papst Paul VI. lieferte dafür die Basis mit seiner Antrittsenzyklika „Ecclesiam suam“ (1964), in der er den Dialog („colloquium“) zum Wesensmerkmal der Kirche erklärte, weil Gott selbst einen Dialog mit den Menschen führt. Auf dieser Basis bestimmte das Konzil das Verhältnis der Kirche zu den anderen Religionen nach einem konzentrischen Modell von Nähe und Distanz (LG 16). In der Konzilserklärung NA (1965) formuliert die Kirche ihre Aufgabe, durch Dialog und Zusammenarbeit Versöhnung zwischen den Völkern und Menschen herzustellen. Erstmals erkannte die katholische Kirche darin auch Wahres und Heiliges in den anderen Religionen an (NA 2). Die nachkonziliaren lehramtlichen Äußerungen führten diese Linie fort. Die katholische Kirche verfügt damit über eine verbindliche theologische Grundlage für den I.n D. und die Beziehung zu den anderen Religionen (Theologie der Religionen).

Noch während des Konzils (1964) errichtete der Papst das vatikanische Sekretariat für die Nichtchristen (seit 1988 Päpstlicher Rat für den interreligiösen Dialog), das formelle Beziehungen v. a. zu islamischen Institutionen pflegt. Die Beziehungen zum Judentum sind beim Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen angesiedelt. Ähnliche Einrichtungen zur Förderung und Institutionalisierung des I.n D.s gibt es auf Ebene der nationalen Bischofskonferenzen und der einzelnen Diözesen. Der Dialogbegriff setzte sich jedoch erst in den Jahren nach dem Konzil als normative Vorgabe für die Beziehung zu anderen Religionen durch. Ähnlich wie im protestantischen Bereich kam es ab den 1970er Jahren zu einer verstärkten Reflexion und Diskussion über das spannungsvolle Verhältnis von Dialog und Mission. Ein Novum in der Geschichte der Religionen und des Religionsdialogs war die Einladung Papst Johannes Pauls II. von religiösen Repräsentanten zu einem Friedensgebet nach Assisi 1986. Dieses Beispiel wurde in der Folge Anstoß für multireligiöse Gebetstreffen weltweit.

4.3 Christliche Ökumene und interreligiöser Dialog

Die innerchristliche Ökumene ist hinsichtlich ihrer Grundlagen und Ziele vom I.n D. zu unterscheiden, doch gibt es Überschneidungen und Interdependenzen. Der Ökumenische Rat der Kirchen begann mit einer Konferenz im ceylonesischen Kandy 1967 den Dialog mit dem Islam und richtete 1971 eine eigene Unterabteilung für den Dialog mit Menschen anderer Religionen ein. Dialog und Verkündigung wurden als zwei einander ergänzende Weisen christlichen Zeugnisses gesehen. 1979 verabschiedete der Zentralausschuss des ÖRK „Leitlinien zum Dialog mit Menschen verschiedener Religionen und Ideologien“. Mitte der 1980er Jahre hat der evangelische Theologe Theo Sundermeier die „Konvivenz“, das Mitleben, Mitlernen, Mitfeiern mit anderen, als Form von Dialog und Mission formuliert. Das Spektrum an Positionen zum Verhältnis und Dialog mit anderen Religionen ist im protestantischen und orthodoxen Christentum deutlich breiter als in der offiziellen katholischen Lehre. Insofern wurde das Thema in den letzten Jahrzehnten zu einem neuen Kontroversthema in der christlichen Ökumene. In der „Charta Oecumenica“ (2001) verpflichteten sich die christlichen Kirchen in Europa jedoch auf den Dialog mit den anderen Religionen (Art. 10–12). Das Dokument „Das christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt“ von 2011 bezeugt außerdem einen breiten weltweiten ökumenischen Grundkonsens im Verhalten gegenüber Menschen anderen Glaubens.

4.4 Voraussetzungen, Ebenen, Ziele, Hindernisse des interreligiösen Dialogs

Aus der Geschichte der antiken und mittelalterlichen Religionsgespräche, die selten im Kontext eines herrschaftsfreien Diskurses stattgefunden haben und bei denen die Wahrheit meist schon im Vorhinein feststand, lässt sich zum einen die Forderung ableiten, dass ein echter Dialog frei von Zwängen sein und auf Augenhöhe stattfinden muss. Gewisse Asymmetrien (rechtlicher und gesellschaftlicher Status, Strukturen, Finanzen, Ämter etc.) lassen sich nicht immer überwinden, sie sind aber zumindest zu reflektieren. Zum anderen lässt sich das Ziel beschreiben, wonach es in einem idealen Dialog weniger um einen Disput oder ein Streitgespräch geht, bei dem es am Ende einen argumentativen Sieger gibt, sondern eher um ein Zu- und Aufeinanderhören, um ein wechselseitiges Zeugnisgeben vom eigenen Glauben und gemeinsames Ringen um die Wahrheit oder den besseren Weg. Dialog ist somit nicht nur eine bestimmte Form der Kommunikation, sondern setzt eine bestimmte Haltung voraus, nämlich die Wertschätzung und Anerkennung des anderen, Offenheit, Empathiefähigkeit, Lernbereitschaft und Kritikfähigkeit. Darüber hinaus hat sich ein weiterer Dialogbegriff durchgesetzt, der nicht nur den Austausch mit Worten meint.

So sprechen kirchliche Dokumente von verschiedenen Aspekten und Zielen des I.n D.s, die alle Dimensionen des menschlichen Lebens erfassen: a) Dialog des alltäglichen Zusammenlebens in Nachbarschaft, Schule, Freizeit, bei dem es um das gegenseitige Kennenlernen etwa durch praktizierte Gastfreundschaft, den Abbau von Ängsten und Vorurteilen und den Aufbau von Vertrauen geht; b) Dialog des theologischen Austausches, bei dem das Suchen von Gemeinsamkeiten, Ähnlichkeiten, Unterschieden und Bezügen in religiöser Praxis und Lehre im Zentrum steht; c) Dialog der Praxis, d. h. des gemeinsamen Handelns, etwa im caritativen oder zivilgesellschaftlichen Bereich zum Wohl der Gemeinschaft oder im Dienst am Nächsten; und schließlich d) Dialog der religiösen Erfahrung, bei dem das tiefere Eindringen in die spirituellen Traditionen angezielt wird, etwa durch das Miterleben von Gebeten oder Riten der anderen oder durch Formen des voreinander oder gemeinsam vollzogenen Betens und Meditierens, z. B. bei multireligiösen Friedensgebeten oder im sogenannten „intermonastischen Dialog“. Die Frage, ob und wie religionsübergreifend gebetet werden kann, ist innerhalb der Religionen strittig. Alle Ebenen des I.n D.s dienen letztlich dem friedlichen Zusammenleben verschiedener Religionsgemeinschaften auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. Insofern ist der I. D. auch von gesellschaftlicher und politischer Relevanz, da religiöse Aspekte und Akteure nicht selten eine wichtige Rolle in Konflikten spielen.

Methoden und Ziele des I.n D.s haben seit den 1990er Jahren auch in die religionspädagogischen Konzepte des „interreligiösen Lernens“ Eingang gefunden, bei denen es nicht nur um eine Vermittlung von Wissen über andere Religionen geht, sondern um ganzheitliche Lernprozesse durch konkrete Begegnung.

In allen Religionen gibt es gegenwärtig Strömungen und Positionen v. a. fundamentalistischer Art (Fundamentalismus), die sich aus Angst vor Religionsvermischung und Identitätsverlust oder einer Haltung der Intoleranz heraus gegen den I.n D. wenden. Ziel des I.n D.s ist jedoch weder das Suchen nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner religiöser oder ethischer Überzeugungen noch die Herstellung einer Einheitsreligion bzw. das Aufgeben eigener Identität. Ziel ist vielmehr das wechselseitige Lernen, eine Vertiefung und Bereicherung der eigenen religiösen Identität und die Respektierung der religiösen Überzeugung und Praxis des anderen, auch wenn sie der eigenen widerspricht. Die religiöse Vielfalt hat jedoch Grenzen durch die universalen Freiheits- und Gleichheitsrechte, weil diese zugleich die Bedingung der Möglichkeit religiöser Vielfalt darstellen.