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− | Repression gegenüber oppositionellen Kräften, wachsende sozioökonomische Probleme und die Selbstbereicherung der Eliten führten immer wieder zu Protesten. Im Jahr 2010/11 gipfelten sie in Massendemonstrationen zunächst in Tunesien, dann in Ägypten, und führten zum Rücktritt der Regierungschefs Zine el-Abidine Ben Ali und Mohammed Hosni Mubarak. In Marokko reagierte das Königshaus auf Proteste im Jahr 2011 mit einer Verfassungsänderung sowie mit der Ankündigung weiterer Reformen. In Libyen zogen hingegen bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Befürwortern des Regimes, bei denen Staatschef M. al-Gaddafi ums Leben kam, eine militärische Intervention der [[NATO (North Atlantic Treaty Organization)|NATO]] nach sich. Lediglich in Algerien kam es nur zu kleineren Protestaktivitäten. | + | Repression gegenüber oppositionellen Kräften, wachsende sozioökonomische Probleme und die Selbstbereicherung der Eliten führten immer wieder zu [[Protest|Protesten]]. Im Jahr 2010/11 gipfelten sie in Massendemonstrationen zunächst in Tunesien, dann in Ägypten, und führten zum Rücktritt der Regierungschefs Zine el-Abidine Ben Ali und Mohammed Hosni Mubarak. In Marokko reagierte das Königshaus auf Proteste im Jahr 2011 mit einer Verfassungsänderung sowie mit der Ankündigung weiterer Reformen. In Libyen zogen hingegen bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Befürwortern des Regimes, bei denen Staatschef M. al-Gaddafi ums Leben kam, eine militärische Intervention der [[NATO (North Atlantic Treaty Organization)|NATO]] nach sich. Lediglich in Algerien kam es nur zu kleineren Protestaktivitäten. |
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Aktuelle Version vom 14. November 2023, 10:00 Uhr
N. als Region des afrikanischen Kontinents ist nicht allgemeingültig definiert. Während einige Definitionen i. S. d. französischen Kolonialbezeichnung Afrique du Nord lediglich die drei zentralen Maghreb-Staaten Algerien, Marokko und Tunesien einbeziehen, werden unter der Bezeichnung N. im Folgenden von West nach Ost die Staaten Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen und Ägypten zusammengefasst. Diese Region umfasst außerdem die Westsahara, deren völkerrechtlicher Status ungeklärt ist. Damit ist N. gemäß deutschem Sprachgebrauch Teil der Großregion „Naher Osten“, die in englischer Tradition auch als Middle East verstanden und häufig mit der Abkürzung MENA bezeichnet wird. In der arabischen Geographie wird seit dem Mittelalter zwischen dem Westen (Maghreb, nämlich Marokko bis Libyen, teilweise unter Einbeziehung der Iberischen Halbinsel) und dem Osten (Mashrek, nämlich Ägypten bis Irak) der Großregion unterschieden. Die Region N. umfasst etwa 5,5 Mio. Quadratkilometer mit derzeit (Stand 2015/16) etwa 180 Mio. Einwohnern.
1. Geographie
N. ist Teil des altweltlichen Trockengürtels und wird auf Grund seiner naturräumlichen Beschaffenheit zwei geografischen Großeinheiten zugeordnet. Das Atlassystem, das in nord-westlicher Richtung verläuft, ist Teil des erdgeschichtlich jungen zirkummediterranen Faltengebirges, während der größte Teil N.s dem alten Afrikanischen Schild angehört. Das Atlassystem gliedert sich in einen nördlichen, küstenparallelen Gebirgszug mit Rif und Tell-Atlas sowie in einen südlichen Zug mit Hohem Atlas, Saharaatlas und Aurès. Diese beiden Ketten umrahmen Hochflächen, die als Marokkanische Meseta und Ostmarokkanisch-Algerische Hochplateaus bezeichnet werden. Der Afrikanische Schild ist seinerseits in hochgelegene Schwellen und in tiefere Becken gegliedert. In den Schwellen tritt das präkambrische Grundgebirge zutage, während die Becken aus jüngeren Sedimentgesteinen bestehen. Die nordafrikanische Sahara besteht aus neun Becken mit bis zu 7 000 Meter mächtigen Sedimentschichten. Sie bilden heute mit ihren ergiebigen Grundwasserstockwerken und Erdgas- und Erdöllagerstätten die wirtschaftlich wertvollsten Teile der Wüste. Die am höchsten herausgehobenen Schwellen – Hoggar, Tibesti, Air, Ägyptische Kordillere und Sinai – sind imposante Gebirgswüsten. Von den Schwellen ausgehend lässt sich eine typische Abfolge von Reliefformen bis zum Innern der Becken beobachten: Flächen-Stufen-Reliefs (Tassili bzw. Hamad) – Kieswüsten (Serir) – Sandwüsten (Erg).
N. liegt in der Klimazone der warmgemäßigten Subtropen. Die Region ist je nach Höhe der Jahresniederschläge untergliedert in die Zone des humiden bis semihumiden Mittelmeerklimas, des semiariden Steppenklimas und des vollariden Halbwüsten- und Wüstenklimas. Die Niederschläge fallen vorwiegend im Winterhalbjahr durch Zyklonentätigkeit, während im Sommer der gesamte Raum von Antizyklonen beherrscht wird und entspr. trocken ist. Die Niederschläge nehmen von Nordwesten nach Südosten ab. Das feuchtere Mittelmeerklima mit Jahresniederschlägen von 400 bis über 1 000 Millimeter beschränkt sich auf den gebirgigen Maghreb. Die Subzone des Steppenklimas mit Niederschlagssummen von 100 bis 400 Millimeter ist als schmales Band ausgebildet, das sich von der südlichen Meseta über die Hochplateaus erstreckt und die gesamte Küstenzone Libyens und Ägyptens einnimmt. In dieser schmalen Zone vollzieht sich rasch der Übergang zum vollariden Wüstenklima, das den größten Teil N.s prägt. Der Temperaturgang wird mit wachsender Entfernung von der Küste kontinentaler; die Jahres- und Tagesschwankungen sind hoch. In den höheren Lagen des Atlas bildet sich alljährlich eine winterliche Schneedecke aus.
Die natürliche Vegetation ist ein Spiegelbild der Klimazonen, modifiziert durch das Relief. Im Bereich des feuchten Mittelmeerklimas dominiert der mediterrane Wald mit Steineichen, Korkeichen (bei mehr als 800 Millimeter Jahresniederschlag), Zedern in Hochlagen ab 1 800 Meter und Aleppokiefern in trockeneren Lagen. In der weitgehend baumfreien Steppenzone bilden Steppengräser und niedrige Sträucher die natürliche Vegetation. Die Vegetation der Wüste konzentriert sich auf Wadis und Grundwasseraustritte oder tritt nur episodisch nach starken Regenfällen auf. Die Ökosysteme N.s sind im Übergangsbereich zwischen feuchten und ariden Klimaten von Natur aus sehr labil. Durch die jahrtausendelangen Eingriffe des Menschen ist die natürliche Vegetation stark degradiert.
Der Wasserhaushalt ist für alle Staaten N.s von existentieller Bedeutung. Das günstigste Wasserangebot hat Marokko dank seiner atlantischen Lage und seiner Gebirge. Begünstigt ist auch das Niltal, das im Jahresdurchschnitt einen Zufluss von 84 Mrd. Kubikmeter aus den Tropen erhält. Die riesigen Grundwasservorräte in den saharischen Becken stammen teilweise aus früheren Pluvialzeiten (Alter: 30 000–40 000 Jahre). Sie werden heute schneller abgepumpt, als sie sich regenerieren können.
2. Geschichte
Die Geschichte N.s ist geprägt durch die Zugehörigkeit zu unterschiedlichen geografischen Entitäten – Naher und Mittlerer Osten, afrikanischer Kontinent und euro-mediterraner Raum – sowie durch die daraus resultierenden wechselnden Einflussnahmen auf die Region.
Früheste Zeugnisse menschlicher Besiedelung bilden grob zugeschlagene Steinobjekte im Alter von 1 Mio. Jahren. Das Paläolithikum ist durch große Mengen von Artefakten fassbar, v. a. in der Sahara. Die neolithische Revolution, der Übergang zur sesshaften Lebensweise, erfolgte in den Gebirgen der zentralen Sahara wahrscheinlich schon im 7. und 6. Jahrtausend v. Chr. Die Felsbilder der Sahara dokumentieren dabei die Lebensweise der neolithischen Menschen. Mit der zunehmenden Austrocknung ab 2500 v. Chr. wurde das Niltal zum Rückzugsgebiet. Um 3100 v. Chr. entstand im Nildelta aus Vorstufen die erste Hochkultur N.s mit einer Dauer von über 3 000 Jahren.
Mit der Errichtung von Handelsposten wurde N., beginnend etwa mit dem 8. Jh. v. Chr., zu einem Teil des phönizisch-karthagischen Handelsnetzwerks. Karthago selbst entwickelte sich ab dem 5. Jh. v. Chr. zu einer unabhängigen Macht, deren Vormachtstellung in N. und im westlichen Mittelmeerraum v. a. auf erfolgreichen Handelsaktivitäten sowie auf einer Vielzahl gut ausgebauter Küstenstädte beruhte. Das Innere der Region westlich von Ägypten bis zu den Kanarischen Inseln war von Stämmen bewohnt, welche die Griechen „Libyer“ und die Römer „Numidier“ nannten. Sie bildeten neben den Ägyptern das zweite große Urvolk N.s, die Vorfahren der heutigen Berber. Der Eroberungszug Alexanders des Großen band Ägypten in die griechische Welt ein; unter den Ptolemäern wurde Alexandria für Jahrhunderte das Zentrum des Hellenismus. Beginnend mit dem 3. Jh. v. Chr. entstanden unterschiedliche Berber-Königreiche, die jedoch nur von kurzer Dauer waren: Mauretanien im nordwestlichen, Numidien im zentralen Maghreb. Im 3. und 2. Jh. v. Chr. schwächte das aufstrebende Römische Reich die Vormachtstellung Karthagos, das schließlich Rom in den drei Punischen Kriegen unterlag. Die karthagischen Gebiete in N. wurden im Folgenden sukzessive in das Römische Reich integriert. Es entstanden neue urbane Zentren, während die römische Administration zugleich die Weiterexistenz lokaler tribaler Strukturen ermöglichte. Die wichtigste Funktion N.s für das Römische Reich bestand in der Lieferung von Agrarprodukten wie Getreide und Olivenöl. Die römische Agrarkolonisation dehnte das Ackerland bis an die agronomische Trockengrenze aus. Ab dem 3. Jh. fand in N. das Christentum rasche Verbreitung. Durch den Vandaleneinfall (429) brach die Herrschaft Roms in N. zusammen und konnte durch Byzanz im 6. Jh. nur bedingt wieder hergestellt werden.
Eine einschneidende Zäsur in der Geschichte N.s stellt die arabische Invasion des 7. Jh. dar. Zwischen 639 und etwa 700 eroberten arabische Heere ganz N., ab 711 auch den größten Teil der Iberischen Halbinsel. Begleitend erfolgte die Islamisierung und teilweise Arabisierung der Bevölkerung, z. T. gegen massiven Widerstand der Berber-Stämme. Bis ins 16. Jh. beherrschten zahlreiche unterschiedliche, im Westen oftmals berberische Dynastien die Teilgebiete der Region, darunter die Almoraviden, die Almohaden, die Hafsiden und die Mariniden, oder in Ägypten die Abbasiden, Fatimiden und Mamluken. Mit dem Ende der Reconquista beschränkte sich der muslimische Herrschaftsbereich auf die Südküste des Mittelmeers, während die Iberische Halbinsel von katholischen Königen regiert wurde. Spanier und Portugiesen errichteten Militärstützpunkte an der nordafrikanischen Küste, wovon die spanischen Exklaven Ceuta und Melilla heute noch zeugen. Im Laufe des 16. Jh. eroberten schließlich die Osmanen weite Teile N.s mit Ausnahme Marokkos, um dem Vormarsch der christlichen Spanier Einhalt zu gebieten. Sie unterteilten die Region in Provinzen, welche die Vorläufer der heutigen Staatsgebiete darstellen. Der Einfluss des Osmanischen Reichs als Vielvölkerstaat sowie der rege Austausch durch Handelsbeziehungen trugen zum schnellen Wachstum und zum kosmopolitischen Charakter insb. der nordafrikanischen Hafenstädte bei.
Im Rahmen der zunehmenden Konfrontation zwischen dem Osmanischen Reich und den europäischen Mächten, insb. Frankreich und Großbritannien, begann ab 1830 die Kolonialisierung (Kolonialismus) N.s mit der Besetzung Algeriens durch Frankreich sowie mit dessen Integration in das französische Staatsgebiet. Es folgte die französische Besetzung von Tunesien (1881) und Teilen Marokkos (1912), die britische Okkupation Ägyptens (1882) sowie die italienische Eroberung Libyens (1911). Spanien erhielt den marokkanischen Norden sowie die Westsahara. Je nach Status des Gebiets unterschied sich die Form der kolonialen Herrschaft, bspw. in der Frage der staatlich gelenkten Zuwanderung in „Siedlungskolonien“, wie sie Algerien für Frankreich darstellte. Das wirtschaftliche System der Kolonien wurde auf die Bedürfnisse des Mutterlandes ausgerichtet; produziert wurden v. a. Agrargüter und Bergbauprodukte, während Industriegüter importiert wurden. Große Teile der Bevölkerung der Kolonien verarmten, während die wirtschaftliche und administrative Elite zumeist von Siedlern aus den Mutterländern gestellt wurde. Nach teilweise blutigen Auseinandersetzungen erlangten Ägypten (1922), Libyen (1951), Marokko und Tunesien (1960) sowie Algerien (1962) die Unabhängigkeit. 1975 räumte Spanien die Westsahara; der völkerrechtliche Status des Gebiets ist jedoch bis heute umstritten. Die zumeist nationalistisch orientierten Befreiungsbewegungen prägten in fast allen Staaten N.s auch die politische Entwicklung nach der Unabhängigkeit.
3. Religion, Sprache, Kultur
Während der römischen Herrschaft breitete sich in N. das Christentum aus, das nach der arabischen Eroberung N.s größtenteils durch den Islam verdrängt wurde. Heute ist der Islam sunnitischer Prägung in allen Staaten N.s die vorherrschende Religion, wobei die malikitische Rechtsschule dominiert. Kleinere Gemeinden anderer islamischer Gemeinschaften existieren vereinzelt, darunter bspw. die der Ibaditen im algerischen Mzab und auf der tunesischen Insel Djerba. Darüber hinaus haben sich Sonderformen des religiösen Lebens ausgebildet, etwa der Marabutismus (Heiligenverehrung) oder die Ordensgemeinschaften des Sufismus. Der Islam in N. ist stark regional geprägt und entwickelte sich um lokale religiöse Zentren wie die Universitäten und Moscheen in Fes (Marokko), Kairouan und Tunis (Tunesien) oder Kairo (Ägypten). Spätestens mit der Kolonialzeit und der damit verbundenen Einführung des Code Napoléon endete in N. die islamische Staatsordnung des Kalifats, das seinerseits auf dem islamischen Rechtssystem, der Scharia, beruhte. Diese hatte bis dahin das religiöse, soziale und politische Leben geregelt. Ihre Auslegung und Überwachung oblag dabei der Gemeinschaft der islamischen Rechtsgelehrten (Ulama).
Seit dem Ende des 19. Jh. erlebte der Islam durch die Erneuerungsbewegung Nahda eine Wiederbelebung samt dem Versuch, religiöse Werte mit den Anforderungen eines modernen Lebens in Einklang zu bringen. Die Nahda unterstützte nationalistische Bewegungen (Nationalismus) in den Ländern N.s bei ihrem Kampf gegen die Kolonialherrschaft. So wurde der Islam zum wichtigen Referenzpunkt des antikolonialen Kampfes. Doch nach der Unabhängigkeit dominierte in allen Staaten N.s ein säkulares, teils sozialistisches Staats- und Gesellschaftsmodell, das religiöse Bewegungen als oppositionelle Kräfte unterdrückte. In Reaktion hierauf entstanden islamistische (Untergrund-)Bewegungen (Islamismus) wie die ägyptische Muslimbruderschaft um ihren Vordenker Sayyid Qutb; auch kam es immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Islamisten und den Sicherheitsapparaten der Staaten. In Algerien gipfelte die Auseinandersetzung in den 1990er Jahren in einem Bürgerkrieg, der mehrere zehntausend Menschen ihr Leben kostete. Heute spielen islamistische Bewegungen und Parteien eine wichtige Rolle in den politischen Systemen der nordafrikanischen Staaten.
In weiten Teilen N.s war die Islamisierung mit einer Arabisierung einhergegangen. Das Hocharabische ist heute die Amtssprache aller nordafrikanischen Staaten, wobei die unterschiedlichen Dialekte teilweise stark vom Hocharabischen sowie voneinander abweichen. Insb. in Marokko und Teilen Algeriens spielen darüber hinaus die Berber-Sprachen und die Kultur der Berber (Selbstbezeichnung: Amazight, Plural: Imazighen) eine bedeutende Rolle. Die Bezeichnung Berber geht dabei auf die griechische und römische Epoche zurück und umfasst alle nicht-lateinisch bzw. nicht-griechisch sprechenden Bevölkerungsteile. Bis heute existieren vielfältige unterschiedliche Varianten von Berber-Sprachen, wobei nur mit dem Tifinagh der südmarokkanischen und südalgerischen Tuareg eine (konsonantische) Schriftsprache überliefert ist. Die Marginalisierung der Berber-Bevölkerung während der Kolonialzeit wirkt sich bis heute aus, wenngleich in jüngerer Zeit eine Aufwertung der Berber-Kultur erfolgte und die Berber-Sprache Tamazight in Marokko seit 2011 als offizielle Sprache anerkannt ist. In den ehemaligen französischen Kolonial- und Protektoratsgebieten Algerien, Marokko und Tunesien spielt darüber hinaus das Französische bis heute eine bedeutende Rolle als Verwaltungs- und Bildungssprache.
Mit Ausnahme von Ägypten stellen Christen in N. eine zahlenmäßig marginale Minderheit. Doch in Ägypten bekennen sich bis zu 10 % der Bevölkerung zum Christentum, der Großteil davon zur koptisch-orthodoxen Kirche. Zahlenmäßig bedeutendere jüdische Gemeinden (Judentum) finden sich in N. nur vereinzelt, bspw. auf der tunesischen Insel Djerba.
4. Sozial- und Wirtschaftsstruktur
Die Bevölkerung der nordafrikanischen Staaten hat sich seit deren Unabhängigkeit nahezu verdreifacht. Dies geht auf einen Anstieg der Lebenserwartung sowie auf eine hohe Geburtenrate zurück, die erst in jüngerer Zeit langsam sinkt. Mit einem Altersdurchschnitt von etwa 23 (Ägypten) bis 32 Jahren (Tunesien) ist die Bevölkerung N.s sehr jung (Stand: 2016). Dies stellt die Bildungssysteme der Staaten ebenso wie die Arbeitsmärkte vor große Herausforderungen. Seit den 1960er Jahren haben sich die Lebensbedingungen, bezogen auf Lebenserwartung, Bildungszugang oder Pro-Kopf-Einkommen, in allen Staaten signifikant verbessert. Gründe hierfür sind die verbesserte Gesundheitsversorgung und Ernährungssituation sowie steigende Bildungsausgaben.
Zugleich existieren in allen Ländern nach wie vor große soziale Ungleichheiten. Divergenzen bestehen insb. zwischen urbanen und ruralen Regionen sowie zwischen den gesellschaftlichen Schichten. Die Dynamik der Urbanisierung ließ in den vergangenen Jahrzehnten die Bevölkerungszahl der großen Städte N.s stark ansteigen, was zu sozialen Spannungen in den teilweise unkontrolliert wachsenden Vororten sowie zu einer zunehmenden Marginalisierung der ländlichen Regionen führte. Bildungs- und Gesundheitsinfrastruktur erreichen hier nicht das Niveau der städtischen Ballungszentren, was deutlich höhere Analphabetismusraten sowie Engpässe in der Gesundheitsversorgung marginalisierter Regionen zur Folge hat. Bes. ausgeprägt sind diese regionalen Divergenzen in Ägypten und Marokko. Die Region N. ist zudem von einer äußerst ungleichen Verteilung der Bevölkerung geprägt. So lebt in allen Staaten ein Großteil der Bevölkerung in den Küstenregionen und urbanen Großräumen, während die südlichen Wüstenregionen nur spärlich besiedelt sind.
Die Arbeitsmärkte der Staaten N.s sind kaum in der Lage, die hohe Zahl an Absolventen der Bildungssysteme aufzunehmen, was zu einer hohen Rate an Jugendarbeitslosigkeit führt. Bereits seit den 1960er Jahren verließen daher zahlreiche Menschen ihre Länder auf der Suche nach Arbeit. Während die Golfstaaten das wichtigste Ziel ägyptischer Arbeitsmigration (Migration) darstellten, orientierten sich Migranten aus Algerien, Marokko und Tunesien verstärkt in Richtung Europa, insb. nach Frankreich, Spanien, Belgien und in die Niederlande. Dabei profitierten sie auch – bspw. im Falle Tunesiens und Marokkos – von bilateralen Abkommen zur Arbeitsmigration. Die Rücküberweisungen aus den Diasporagemeinden stellen bis heute einen wichtigen Wirtschaftsfaktor in allen nordafrikanischen Staaten dar. Lediglich Libyen bildet auf Grund seines großen Erdöl- und Erdgassektor als Zielland für Arbeitsmigration eine Ausnahme. Seit den 1990er Jahren entwickeln sich die Staaten N.s auch zunehmend zu Transit- oder Zielländern einer steigenden Migration aus Subsahara-Afrika in Richtung Europa, was die Arbeitsmärkte und Sozialsysteme dieser Länder vor zusätzliche Herausforderungen stellt sowie die Staaten in den Fokus europäischer Migrationsregime rückt.
Die wirtschaftliche Situation der nordafrikanischen Staaten unterscheidet sich deutlich, und zwar abhängig von ihrer Ressourcenausstattung. So verfügen Algerien und Libyen über bedeutende Erdöl- und Erdgasvorkommen; die Industrie beider Länder ist folglich fast vollständig auf den Sektor der Rohstoffförderung ausgerichtet. Die wichtigsten Abnehmerländer liegen dabei in Europa; die Exporte erfolgen v. a. über Pipelines nach Italien und Spanien. Die Monopolstellung der Erdöl- und Erdgasproduktion in Libyen und Algerien macht diese Länder allerdings auch in hohem Maße von der Entwicklung des Ölpreises abhängig. Neben fossilen Energieträgern verfügt N., insb. Marokko, auch über etwa die Hälfte der weltweiten Reserven an Phosphat.
Waren die Staaten N.s während der Kolonialzeit noch überwiegend Agrarstaaten, so spielt der landwirtschaftliche Sektor heute nur noch in Ägypten und Marokko eine gewisse ökonomische Rolle. Dabei zeichnet sich der Sektor durch eine deutliche Diskrepanz zwischen der Zahl der Beschäftigten und seinem Anteil am BIP aus, mit hohen Anteilen der erwerbstätigen Bevölkerung und einer relativ geringen gesamtwirtschaftlichen Bedeutung. Eine bes. Herausforderung für den nordafrikanischen Agrarsektor ist die Wasserknappheit, bestehen doch 90 % der nordafrikanischen Landfläche aus Trockengebieten mit einem hohen Risiko von Erosion und Versalzung. 85 % der Frischwassernutzung in der Region entfallen auf den Landwirtschaftssektor. Für alle Staaten N.s gilt, dass die Agrarproduktion den nationalen Bedarf nicht decken kann, sodass große Anteile der Grundnahrungsmittel (Getreide, Milchprodukte) importiert werden müssen. Die verarbeitende Industrie der nordafrikanischen Staaten ist v. a. auf Güter mit geringer Wertschöpfung spezialisiert, darunter im Textil- und Nahrungsmittelsektor oder in der Zulieferindustrie für den Automobilbau. In Ägypten, Marokko und Tunesien stellt die Tourismusbranche (Tourismus) – mitsamt den damit verknüpften Sektoren des Baugewerbes oder auch des Kunsthandwerks – einen der wichtigsten Wirtschaftszweige sowie eine bedeutende Devisenquelle dar und schafft obendrein zahlreiche Arbeitsplätzen im Dienstleistungssektor. Dominierte in den 1980er und 1990er Jahren noch in erster Linie der Strandtourismus, hat sich die Tourismuslandschaft infolge staatlicher Investitionsstrategien und Werbekampagnen heute ausdifferenziert. Insb. die Kulturstätten Ägyptens und Marokkos ziehen viele europäische und amerikanische Touristen an. Jedoch gingen die Touristenzahlen wegen der politischen Unruhen des Jahres 2011 und mehrerer terroristischer Anschläge in den Folgejahren deutlich zurück, was sich insb. in Tunesien und Ägypten nachhaltig auf die wirtschaftliche Bilanz auswirkte.
Allen Ländern N.s gemein ist der dominierende öffentliche Sektor, der in der Verwaltung sowie in staatseigenen Unternehmern 50 bis 75 % aller Arbeitnehmer beschäftigt und unter Arbeitssuchenden nach wie vor den attraktivsten Arbeitgeber darstellt. Strukturanpassungsprogramme, die in den der 1980er und 1990er Jahren von internationalen Finanzorganisationen wie dem IWF und der Weltbank als Vorbedingungen für finanzielle Unterstützung formuliert wurden, haben zu einer Beschneidung des öffentlichen Sektors sowie zu Maßnahmen der Deregulierung und Liberalisierung insb. im Bereich der Handelspolitik geführt. Problematisch gestaltet sich hierbei, dass die Verkleinerung des öffentlichen Sektors nicht mit einem äquivalenten Ausbau des Privatsektors einhergeht, der den Wegfall von Arbeitsplätzen im öffentlichen Bereich kompensieren könnte. In Krisensituationen reagieren die nordafrikanischen Staaten daher bis heute auf soziale Proteste mit der Schaffung von Stellen im öffentlichen Dienst für einen Teil der jungen, arbeitslosen Bevölkerung. Parallel bemühen sich alle Staaten durch Förderstrukturen und Kreditvergaben sowie durch die Werbung um ausländische Direktinvestitionen um einen Ausbau des Privatsektors, insb. im Dienstleistungsbereich sowie in der Informations- und Kommunikationstechnologie. Als weitere Zukunftsbranche für die Wirtschaft der nordafrikanischen Staaten erhofft man sich den Sektor der Erneuerbaren Energien. Insb. der Anteil von Wind- und Solarenergie an der Energieproduktion soll während der kommenden Jahrzehnte in den meisten Ländern N.s deutlich ausgebaut und dabei sowohl für die Stromversorgung in der Region als auch für den Export eingesetzt werden. Unterschiedliche euro-mediterrane Kooperationsprojekte wie Desertec oder Medgrid wurden dabei in jüngerer Zeit entwickelt, sehen sich jedoch immer wieder mit rechtlichen und politischen Hürden konfrontiert.
Interregionale Handelsbeziehungen zwischen den nordafrikanischen Staaten sind kaum ausgeprägt. Das ist auf die mangelnde Diversität der Produktion, auf bürokratische Hürden und auf Differenzen in technischen Standards sowie auf fehlende Infrastruktur wie Transportwege zurückzuführen. Zwar sieht die 1989 gegründete UMA, der Algerien, Libyen, Mauretanien, Marokko und Tunesien angehören, die Schaffung eines integrierten Wirtschaftsraumes vor, doch gestaltet sich die Zusammenarbeit insb. aufgrund zwischenstaatlicher Konflikte schwierig. Neben der UMA sind die Staaten N.s in weitere regionale Handelsgemeinschaften eingebunden, darunter bspw. die GAFTA unter Einbeziehung zahlreicher Mitgliedstaaten der Arabischen Liga, oder COMESA, der Libyen und Ägypten angehören. Mit den USA haben mehrere nordafrikanische Länder bilaterale Handelsabkommen unterzeichnet, darunter Ägypten, Algerien, Marokko und Tunesien.
Wichtigster Handelspartner aller nordafrikanischen Staaten mit einem Anteil von über 50 % an Exporten wie Importen ist jedoch die EU. Den Kern der Handelskooperation bilden bilaterale Freihandelsabkommen zwischen der EU und einzelnen nordafrikanischen Staaten, die im Rahmen des Barcelona-Prozesses seit den 1990er Jahren abgeschlossen wurden. Multilaterale Formate konnten hingegen bislang keine nachhaltige Wirkung entfalten. Auf Kritik stößt die Unausgewogenheit der euro-mediterranen Handelsbeziehungen mit einer Überbetonung europäischer Exporte in die nordafrikanischen Märkte sowie mit hohen Schwellen bspw. für Agrarexporte aus dem Süden in die EU. Marokko und Tunesien verhandeln inzwischen mit der EU sogenannte Vertiefte und umfassende Freihandelsabkommen (Deep and comprehensive free trade agreements), welche die Vereinbarungen zum Handel mit Gütern auf den Dienstleistungsmarkt ausweiten sollen.
5. Politische Entwicklung und regionale Kooperation
Nach der Unabhängigkeit gestalteten sich die Voraussetzungen für die Entwicklung souveräner politischer Systeme in den Staaten N.s sehr unterschiedlich. Während in Ägypten, das bereits 1922 seine Unabhängigkeit von Großbritannien erlangte und im Folgenden bis 1953 ein Königreich war, Verwaltungsstrukturen die Kolonialzeit überdauert hatten, ebenso teilweise in Marokko und Tunesien, mussten diese in Algerien völlig neu aufgebaut werden. In Libyen hingegen hatten Stammesstrukturen als zentrale Verwaltungseinheiten auch während und nach der Kolonialzeit Bestand. Gemeinsam war allen Staaten die einflussreiche Rolle der antikolonialen, meinst nationalistisch orientierten Bewegungen beim Prozess der Neuordnung der jungen Staaten. In Ägypten etablierte Gamal Abdel Nasser ein auf Renten und Patronage beruhendes staatszentriertes Herrschaftsmodell und verfolgte das Ziel einer panarabischen Integration. Nach der Absetzung des letzten tunesischen Bei 1957 prägte Staatspräsident Habib Bourguiba in Tunesien ein säkular-nationalistisches Entwicklungsmodell und richtete das Land vollständig nach dem Westen aus. In Algerien dominierte nach dem blutigen Unabhängigkeitskrieg der militärische Flügel der FLN das politische und ökonomische System, welches in weiten Teilen als Rentenökonomie auf den Einnahmen aus der Erdgas- und Erdölproduktion beruhte. In Libyen etablierte sich nach einem Putsch gegen das Königshaus im Jahr 1969 ein offiziell als Volksdemokratie strukturiertes System, das jedoch über Jahrzehnte durch den Anführer des Putsches, Muammar al-Gaddafi, beherrscht wurde und in weiten Teilen auf Machtbalancen zwischen den mächtigen libyschen Stämmen basierte. Die marokkanische Monarchie wiederum geht bis auf die Zeit der Alawiden zurück. Offiziell als konstitutionelle Monarchie mit – seit der Verfassungsreform von 1996 – einem parlamentarischen Zweikammersystem strukturiert, spielt der König bis heute eine zentrale Rolle in allen Bereichen der marokkanischen Politik.
Etwa 20 Jahre nach dem Ende der Kolonialzeit hatten sich in allen Staaten N.s politische Ordnungsstrukturen gefestigt, die demokratischen Prinzipien allenfalls auf dem Papier gerecht wurden. So bestand lediglich in Marokko ein gewisser Parteipluralismus; in Ägypten, Algerien, Tunesien und Libyen herrschten hingegen Einparteienregime. Als Garant der politischen Ordnung fungierte insb. in Ägypten und Algerien das Militär, das zugleich auch den ökonomischen Sektor dominierte. Infolge des Ölpreisschocks und angesichts wachsender sozialer Ungleichheit kam es in den 1980er Jahren verstärkt zu sozialen Unruhen, darunter die sogenannten Brot-Unruhen in Algerien, Marokko und Tunesien. Das Scheitern des impliziten Gesellschaftsvertrags zwischen den nationalistisch-säkularen Eliten und der Bevölkerung führte in allen Ländern zu einem Erstarken islamistischer Bewegungen, die für ein alternatives Gesellschaftsmodell standen. Vereinzelte Versuche einer Öffnung des politischen Systems für oppositionelle Kräfte, z. B. in Algerien und Tunesien, beendeten die Regime angesichts eines hohen Zuspruchs für die islamistischen Bewegungen und Parteien ziemlich schnell und verstärkten dann die repressiven Maßnahmen. In Algerien kostete in den 1990er Jahren ein Bürgerkrieg zwischen Armee und islamistischen Kräften Zehntausende das Leben.
Repression gegenüber oppositionellen Kräften, wachsende sozioökonomische Probleme und die Selbstbereicherung der Eliten führten immer wieder zu Protesten. Im Jahr 2010/11 gipfelten sie in Massendemonstrationen zunächst in Tunesien, dann in Ägypten, und führten zum Rücktritt der Regierungschefs Zine el-Abidine Ben Ali und Mohammed Hosni Mubarak. In Marokko reagierte das Königshaus auf Proteste im Jahr 2011 mit einer Verfassungsänderung sowie mit der Ankündigung weiterer Reformen. In Libyen zogen hingegen bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Befürwortern des Regimes, bei denen Staatschef M. al-Gaddafi ums Leben kam, eine militärische Intervention der NATO nach sich. Lediglich in Algerien kam es nur zu kleineren Protestaktivitäten.
In den Jahren nach den als „Arabischer Frühling“ bezeichneten Umbrüchen des Jahres 2011 entwickelten sich die Staaten N.s äußerst unterschiedlich. In Tunesien fanden nach der Verabschiedung einer neuen Verfassung demokratische Wahlen statt, und spielt die islamistische Ennahda-Partei eine bedeutende Rolle im politischen System. In Ägypten wurde hingegen der 2012 gewählte Staatspräsident Mohammed Mursi, Vertreter der islamistischen Muslimbruderschaft, bei einem Militärputsch schon 2013 wieder des Amtes enthoben. In Algerien und Marokko blieben die Regime, die sich bereits vor dem Arabischen Frühling etabliert hatten, an der Macht, während in Libyen staatliche Strukturen weitgehend zusammengebrochen sind und das Land von einem Bürgerkrieg erschüttert wird.
Diese divergierende Entwicklung der Staaten N.s, deren innerstaatliche Heterogenität sowie zwischenstaatliche Konflikte erschweren die Etablierung regionaler Kooperationsformate sowie die Arbeit in deren Rahmen. N. gilt daher im weltweiten Vergleich als Region mit äußerst geringer institutioneller Integrationsdichte. Auch das Fehlen einer regionalen Hegemonialmacht trägt zu dieser Situation bei. Zwar existiert seit 1989 mit der UMA eine regionale Struktur zur wirtschaftlichen und politischen Zusammenarbeit. Doch es behindert insb. der Konflikt zwischen Algerien und Marokko um den Status der Westsahara eine effiziente Kooperation in der UMA seit ihrer Gründung im Jahr 1989. Dgl. erhebt Marokko seit seiner Unabhängigkeit Ansprüche auf das rohstoffreiche Gebiet der Westsahara, während Algerien die sahrauische Befreiungsbewegung Polisario in ihrem Bestreben nach einem unabhängigen Staat unterstützt. Ein von den Vereinten Nationen angesetztes Referendum zum Status der Westsahara hat bis heute nicht stattgefunden. Neben der UMA sind die Staaten N.s Mitgliedstaaten der Arabischen Liga, eines 1945 gegründeten Zusammenschlusses von 22 Mitgliedern der MENA-Region, deren Rat und Parlament in Kairo ansässig sind. Mit der Rückkehr Marokkos in die AU im Jahr 2017 – nach einem Austritt 1984 aus Protest gegen die Aufnahme der Westsahara – sind nunmehr alle Staaten N.s auch in dieser regionalen Organisation vertreten, die nach dem Vorbild der EU konzipiert ist und deren Organe in Addis Abeba (Äthiopien) sowie Johannesburg (Südafrika) ihren Sitz haben. Insb. Marokko strebt innerhalb und außerhalb dieses Rahmens aktiv nach einem Ausbau seiner diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu den Staaten Subsahara-Afrikas.
Der intensivste regionale Austausch der Staaten N.s erfolgt jedoch mit der EU im Rahmen der Nachbarschaftspolitik der EU. Wichtigste Säule ist dabei das bilaterale Format der ENP, das als Kooperation zwischen der EU und je einem nordafrikanischen Staat auf der Basis gemeinsamer Aktionsplänen konzipiert ist. Ergänzt wird die ENP durch das multilaterale Format der UfM, die 2008 in Nachfolge der Euro-mediterranen Partnerschaft (Barcelona-Prozess) gegründet wurde und alle EU-Staaten sowie die südlichen Mittelmeeranrainerstaaten umfasst (Libyen mit Beobachterstatus). Die multilaterale Kooperation, die auf eine Verbesserung des wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Austauschs zielt, wird jedoch durch bestehende Konflikte wie den Israel-Palästina-Konflikt (Nahostkonflikt)oder die Differenzen zwischen Algerien und Marokko erschwert.
Die Kooperation Deutschlands mit den Staaten N.s erfolgt in erster Linie im Rahmen europäischer Formate. Nach 2011 hat Deutschland seine bilaterale Kooperation insb. mit Ägypten und Tunesien verstärkt und unterstützt im Rahmen einer „Transformationspartnerschaft“ zahlreiche Initiativen in Ägypten, Libyen, Marokko und Tunesien. Zentrale Felder der Kooperation Deutschlands mit N. sind der Demokratieaufbau sowie die sicherheitspolitische, wirtschaftliche und zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit.
Literatur
M. Cammett u. a.: A Political Economy of the Middle East, 42015 • M. Willis: Politics and Power in the Maghreb. Algeria, Tunisia and Morocco from Independence to the Arab Spring, 2014 • M. Hofbauer/T. Loch (Hg.): Nordafrika, 2011 • M. Beck u. a. (Hg.): Der Nahe Osten im Umbruch, 2009 • F. Burgat: L’islamisme au Maghreb. La voix du Sud, 1988.
Empfohlene Zitierweise
A. (†), K. Sold: Nordafrika, Version 11.01.2023, 15:45 Uhr, in: Staatslexikon8 online, URL: https://www.staatslexikon-online.de/Lexikon/Nordafrika (abgerufen: 25.11.2024)